Insekten, Amphibien und anderes Kleingetier

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Insekten, Amphibien und anderes Kleingetier, sowie Tiere in Haus und Garten: Oktober 2020




 
 Kreuzspinne (Araneus)
31. Oktober 2020: Heute ist Halloween. Was liegt also näher, als über ein sehr interessantes Tierchen, passend zu dem heutigen Tag, zu berichten. Die Kreuzspinne (Araneus) gehört zur Familie der echten Radnetzspinnen. In Mitteleuropa sind deren 10 Arten bekannt. Um nur wenige zu nennen unterscheidet man zwischen Garten-, Vierfleck-, Sumpf-, Gehörnter-, Riesen- und Marmorierten-Kreuzspinne. Alle haben sie aber eines gemeinsam, nämlich das charkteristische Kreuz auf dem vorderen Teil des Körpers. Die Farbe variiert je nach Verbreitungsgebiet von gelblich/hellbraun über rot und schwarz in Gebirgsregionen. Übrigens wurde sie zur Spinne des Jahres 2010 gewählt.
kreuzspinne
kreuzspinne
kreuzspinne
kreuzspinne
Die Weibchen können eine Körperlänge von über 20 mm erreichen, die Männchen sind etwas kleiner und werden maximal 10 mm lang. Die Kreuzspinnen ernähren sich von Insekten aller Art, mitunter auch von Wespen, Bienen, Hornissen, Schmetterlingen und Fliegen, je nach dem, was in ihre Netze gerät. Sobald sich ein Insekt im Netz verfangen hat, wird es von der Spinne gebissen und eingewickelt. Dabei dreht sie es schnell mit ihren Beinen rundherum. Wenn sie allerdings satt ist, spinnt sie ihre Beute gänzlich ein und hängt sie als Vorrat in eine Ecke ihres Netzes.
kreuzspinne
kreuzspinne
kreuzspinne
kreuzspinne
Im August ist Paarungszeit. Die Männchen spinnen an das Netz des Weibchens einen "Bewerbungsfaden" und zupfen daran. Das Weibchen erkennt das Signal, verlässt die Netzmitte und begibt sich zum Männchen. Dann   müssen sich die Männchen sputen, da sie gerne danach vom Weibchen gefressen werden. Im Herbst legt das Weibchen in mehreren von ihr angelegten Kokons, die mit gelblicher Fadenwatte eingehüllt werden, etwa 40-50 Eier, und stirbt danach. Die Eier überwintern, die Jungen schlüpfen im April/Mai und werden im darauffolgenden Jahr geschlechtsreif. Während dieser Zeit häuten sie sich mehrmals und können bis zu 3 Jahre alt werden.
kreuzspinne
kreuzspinne
kreuzspinne
kreuzspinne
Nun aber zum meisterhaft gewebten Bau des Radnetzes. Die Kreuzspinne legt es immer nachts an, benötigt hierfür etwa 45 Minuten und produziert dabei 20 Meter Spinnfaden. Zuerst wird ein Y-förmiges Grundgerüst gebaut. Die Spinne erzeugt einen Spinnfaden (Flugfaden), der sich mit Hilfe des Windes an einem anderen Ast verfängt. Von der Mitte dieses "Brückenfadens" zieht sie einen weiteren Faden nach unten und verankert ihn. In der zweiten Phase besetzt sie von dem oberen Ankerplatz die Reihenfäden zwischen den drei Eckposten. Dann werden einige Radialspeichen gesponnen, die auch Stützfäden genannt werden. Jetzt, in der 3. Phase kommt das Anlegen der Spirale. Von der Netzmitte ausgehend wird eine Hilfsspirale gewebt, die mit der Radialspirale verknüpft wird. Hierbei wird ein klebriger Faden ausgeschieden, der von der Netzmitte spiralförmig gesponnen wird. Die Hilfsspiralen werden dabei gleichzeitig "recyclet" und aufgefressen. Und dann gibt es noch den Signalfaden, welcher mit dem Rest verbunden ist, und der Spinne in ihrem Versteck sofort zeigt, wann sich ein Insekt verheddert hat.
kreuzspinne
kreuzspinne
kreuzspinne
kreuzspinne
Die dabei entstandene Festigkeit, Elastizität, Dehnbarkeit und Feinheit der Fäden ist enorm. Bezogen auf das Körpergewicht der Spinne sind diese viermal so belastbar wie Stahl und können auf das dreifache ihrer Länge gedehnt werden, ohne zu reissen. Das Netz wird im Halbschatten meist in einer Höhe von 1,5 - 2,5 Meter über dem Boden auf offenem Gelände gebaut. Dabei sind die Tiere sehr standortstreu. Wenn das Netz alt oder beschädigt ist, wird es an einem nahe gelegenen Ort zu nächtlicher Stunde wieder neu aufgebaut. Die Kreuzspinne ist ein Einzelgänger. Nur die Weibchen bauen Spinnennetze, während ein Männchen nach der Geschlechtsreife kein Netz mehr baut und wie ein Vagabund über Wochen im Land umherstreift um ein Weibchen zu suchen. Zum Abschluss möchte ich noch erwähnen, dass kaum ein Mensch von ihr gebissen wird. Nur wenn sie nicht flüchten kann und sich bedroht fühlt, versucht sie zu beissen. Sie kann dabei aber nur in extrem dünner Haut durchstechen, und zeigt ähnlichen Schmerz eines Bienenstiches. Man braucht also absolut keine Angst zu haben und sollte sich freuen, ein solches Tier, welches lästige Stechmücken oder Fliegen fängt, vor dem Fenster zu haben. Euer Klepf
Kreuzspinne
Und nun wünschen wir einen schönen Halloween

 
 Baumwanze (Halyomorpha halys), Lederwanze (Coreus marginatus)
11. Oktober 2020: Vor wenigen Tagen erhielt ich Leserpost, mit der Frage, um welches Tier es sich hierbei handelt. Nun, es ist die heimische marmorierten Baumwanze (Halyomorpha halys), oft verwechselt mit der grauen Gartenwanze (Rhaphigaster nebulosa). Sie sehen auf den ersten Blick auch ziemlich gleich aus. Häufig, besonders in den Sommermonaten ist auch die Lederwanze (Coreus marginatus) anzutreffen, welche im Flug einen leuchtend roten Hinterleibsrücken hat. Schön im Aussehen sind auch noch die grünen Stinkwanzen (Palomena prasina).
baumwanze
baumwanze
baumwanze
baumwanze
Von den 40'000 verschiedenen Wanzen gibt es 6'000 sogenannte "Stinkwanzen", wovon in ganz Europa 187 Arten gezählt wurden. Davon wiederum sind 70 Arten in Mitteleuropa verbreitet. Jetzt in den Herbstmonaten suchen diese Tiere ein Winterquatier und sind folgedessen vermehrt an Hausmauern anzutreffen. Sie schlüpfen dabei auch gerne durch offene Kippfenster und gelangen so in die warme Stube. Dann verkriechen sie sich gerne in Klamotten oder Regenschirmen. Fühlen sie sich bedroht, sondern sie ein stinkendes Sekret ab, welches auch beim Anfassen dieser Tiere noch stundenlang an den Händen oder Pfoten kleben bleibt.
baumwanze
baumwanze
lederwanze
lederwanze
Mein Tipp: Entweder die Fenster- oder Türrahmen mit Essigwasser bestreichen, das mögen diese Tiere nicht. Oder aber vorsichtig auf ein Papier krabbeln lassen, ein Glas darüber stülpen und ab nach draussen fliegen lassen.
lederwanze
lederwanze
lederwanze
lederwanze
In kalten Gebieten wächst eine Generation pro Jahr, in subtropischen Zonen können es auch gut und gerne bis zu 6 Generationen werden. In den Monaten Juli und August werden 50 - 150 Eier in mehreren Gelegen auf den Blattunterseiten gelegt. Die Entwicklung der Larven beinhaltet 5 Stadien, wo sie sich durch das Saugen vom Pflanzensaft verschiedener Blätter ernähren. Die ausgewachsenen Tiere saugen dann an Früchten aller Art und lassen es sich gut gehen. Es sind zudem auch sehr gesellige Tiere. Wo eine ist, sind auch gleich viele andere unterwegs.
lederwanze
lederwanze
lederwanze
baumwanze
Sie haben aber auch einen Gegenspieler. Die Samurai-Wespe (Trissoleus japonieus), welche schwarz und etwa nur 2 mm gross ist. Die Larven der kleinen Wespen, sogenannte "Eiparasitoiden" erobern die Eier von innen und ernähren sich davon. Kurze Zeit später schlüpfen sie und suchen weitere Nestgelege. Die "Stinkwanze" selber wird aber wegen des unangenehmen Geruches von den meisten Tieren gemieden.
Ja, die liebe Natur hat sich ja schon merkwürdige Dinge ausgedacht. Euer Klepf

 
 Hornissen-Schwebfliege (Volucella zonaria)
03. Oktober 2020: Ein äusserst interessantes Tier möchte ich heute vorstellen. Regelmässig besucht uns hier in Gugellandia mit lautem Gebrumm eine dieser Hornissen-Schwebfliegen (Volucella zonaria), auch als grosse Waldschrat- oder Riesen Hummelschwebfliege bekannt. Im Aussehen und Grösse gleicht sie einer Hornisse, ist aber föllig harmlos und kann nicht stechen. Einziges Unterscheidungsmerkmal sind ihre Flügel, welche wie bei einem Flugzeug im Ruhezustand selten zusammengeklappt werden. 
Hornissen-Schwebfliege
Hornissen-Schwebfliege
Hornissen-Schwebfliege
Hornissen-Schwebfliege
 Ihre Flügel bewegen sich mit hoher Schlagfrequenz bis zu 300 Hertz, was man "Schwirrflug" nennt. Wie ein Helikopter kann sie in der Luft lange Zeit an Ort und Stelle bleiben, macht aber ähnlich wie die Hornisse einen riesen Lärm. Die Körperlänge misst 16 - 22 mm und sie hat an ihrem rotgelben Hinterleib 2 schwarze Binden.
Hornissen-Schwbfliege
Hornissen-Schwebfliege
Hornissen-Schwebfliege
Hornissen-Schwebfliege
Beheimatet ist sie in Europa und Asien bis zum Westen Sibiriens, sowie in Nordafrika. In Deutschland stand sie 1992 als stark gefährdet auf der roten Liste. Mittlerweile, durch die Klimaerwärmung ist sie als Zuwanderungsgast nicht mehr gefährdet. Sie ernährt sich von Nektar an verschiedenen blühenden Pflanzen, bevorzugt sind hierbei Doldenblütler. Sie lebt auf Wiesen in der Nähe von Wäldern. Flugzeit ist von Mai bis in den September. Zur Brautschau verharrt das Männchen auf einer Futterpflanze und wartet, bis ein Weibchen vorbei fliegt, um sich dann  auf sie zu stürzen.
Hornissen-Schwebfliege
Hornissen-Schwebliege
Hornissen-Schwebfliege
Hornissen-Schwebfliege
Zur Eiablage sucht nun das Weibchen ein Hornissen-, Wespen-, oder Hummelnest. Nun ist es aber so, dass diese Nester von einem oder zwei Wächtern am Eingang beschützt werden. Nähert man sich diesem wird man angegriffen und gestochen. Die Hornissen-Schwebfliege aber fliegt ohne mit der Wimper zu zucken direkt in das Nest und legt ihre Eier an der Nestwand ab. Wie es diese Tiere schaffen, nicht angegriffen zu werden, ist bis heute  noch ein Rätsel. Warscheinlich handelt es sich um ein sogenanntes "Beschwichtigungs" Phäromen. Die Larven ernähren sich im Abfallhaufen von toten und sterbenden Insekten und sorgen so als eine Art "Hygienefunktion". Die Larven verpuppen sich später im Erdreich. Die Puppe überwintert, und Anfang Mai schlüpft eine neue Generation, welche wiederum im Spätherbst mit ihren geschlüpften neuen Larven die abgestorbenen Reste in Wespen- oder Hornissennestern als sogenannte "Müllabfuhr" auffressen. Zudem ist dieses Tier für die Bestäubung vieler Blüten nützlich.
Das Insektenteam William, Edi und ich lassen herzlich grüssen. Euer Klepf




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