Insekten, Amphibien und anderes Kleingetier

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Insekten, Amphibien und anderes Kleingetier, sowie Tiere in Haus und Garten: Mai 2024




 
 Spinnenläufer (Scutigera coleoptrata)
19. Mai 2024: Heute will ich mal ein Tier vorstellen, welches tagsüber im Verborgenen auch bei Euch sicher heimisch ist. Es sind nachtaktive Tiere, die tagsüber unter Möbel, hinter Bilderrahmen oder Ritzen ihre Zeit verbringen und erst bei Dunkelheit zum Vorschein kommen. Dabei handelt es sich um den  Spinnenläufer, auch Spinnenassel genannt (Scutigera coleoptrata). Ursprünglich stammen sie aus dem Mittelmeerraum und wurden von den Römern in allerlei Länder verschleppt. Heute findet man diese Tiere aber auch in Asien, Afrika, Süd-, Mittel- und Nordamerka, sowie in Australien. Sie gehören zur Familie der Hundertfüsser. Es sind weltweit etwa 100 Arten davon bekannt, wovon die meisten in tropischen Regionen anzutreffen sind. Diese werden mit einer Körperlänge von bis zu 8cm gross. (gemessen von der Antennenspitze bis zur Endkralle der Endbeine sogar 50cm) Die unsere Art misst eine Körperlänge von 3cm und eine Gesamtlänge von etwa 15cm. 
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Sie sind bei genauem Betrachten olivgrün bis gelb mit drei Längsstreifen entlang des Rückens, mal schwarz, blau, violett oder grün. Die seitlich angesetzen Antennen sind sehr lang und weisen bis zu 300 Glieder auf. Die 15 Beinpaare sind ebenfalls lang und werden von vorne nach hinten immer länger.Sie haben auch eine gute Verteitigungs-Strategie. Sie können die letzten langen Beinpaare abwerfen. Diese können dann minutenlang danach weiter zucken. Nach ein paar Häutungen sind diese wieder vollständig regeneriert. Die Tiere ernähren sich räuberisch von Spinnen, Insekten aller Art, besonders Fliegen, Silberfischen, Kakerlaken, Motten, aber auch Kanibalismus steht auf dem Programm. Sie sind flinke Jäger und können sogar Fliegen in der Luft fangen. Es sind schnelle Läufer, die Schrittlängen von bis 420mm pro Sekunde zurücklegen. Für Rebberg- und Obstbauern sind sie gern gesehene und geschätze Gäste, da sie nützliche Schädlingsvertilger sind.
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Die Spinnenläufer sind wärmeliebende Tiere und halten sich gerne in und um Häusern auf. Bedingt durch die globale Erwärmung breiten sie sich immer nördlicher aus, sogar im nasskalten England sind sie mittlerweile zu Hause.Beissen könnten sie auch, jedoch durchdringen sie in der Regel die menschliche Haut nicht. Im Falle ist der Giftbiss mit einer Wespe zu vergleichen und kann schmerzhaft sein. Nach der Paarung wird ein kleines Gespinst unter Steinen, Ritzen oder Spalten angelegt, worin etwa 60 Eier gelegt werden. Aus den Eiern schlüpfen dann lauffähige Jungiere mit 4 Beinpaaren. Nach 6 Häutungen erreichen sie die volle Laufbeinzahl. Nach weiteren 6 Häutungen (etwa nach 2 Jahren) werden sie geschlechtsreif. Hauptsächlich halten sich die Tiere in Kellen, Erdgeschossen sowie Dachböden auf, wo sie am wenigsten gestört werden.
Euer Klepf

 
 Taubenschwänzchen (Macroglossum stellatarum)
12. Mai 2024: Was für ein Zufall. Diese Woche konnte ich mich mit einem frisch geschlüpften kroatischen Taubenschwänzchen unterhalten. Diese sind im Gegensatz zu den häufig anzutreffenden Grau-braunen eher seltener anzutreffen. Auch ein Foto mit ihnen ist schwerlich abzulichten, da eine Belichtungszeit von 1/2000 Sekunden nicht ausreicht, um die Flügel im Stand festzuhalten. Das 80 stundenkilometer fliegende Taubenschwänzchen (Macroglossum stellatarum), welches sowohl vorwärts als auch rückwärts fliegen kann hat nämlich 60 Flügelschläge pro Sekunde. 
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Letztes Jahr hatten wir sogar Besuch von einem Taubenschwänzchen, welches mit einer Körperlänge von etwa 10 cm für kurze Zeit bei uns herumschwirrte. Man konnte meinen, es handle sich um einen Riesenkolibri oder einen kleinen Vogel. Es bei seinem Schwirrflug auf dem Foto festzuhalten, war allerdings unmöglich. Die Taubenschwänzchen sind der Gattung der Schmetterlinge zuzuordnen und gehören zur Familie der Schwärmer. Trivialnamen sind auch Kolibrischwärmer oder Kolibri-Falter.
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Es sind dies Tiere, die nicht ortsgebunden sind. Sie sind Langstreckenflieger und legen grosse Distanzen zurück. Dabei bewältigen sie bis zu 3'000 km in weniger als 14 Tagen. Die Wanderfalter fliegen im Frühling aus dem Mittelmeerraum nach Norden. Das ganzjährige Verbreitungsgebiet erstreckt sich über die gesamte Ost-West-Länge von Nordafrika bis nach Japan. Sie erobern in den Sommer- bzw. Wintermonaten neue Areale. Sie sind tagaktiv, meiden dichte Wälder und sind nahezu überall im offenen Gelände anzutreffen. Überall dort, wo es genügend blühende Pflanzen gibt, wie in Parks, Gärten, Wiesen und auf Balkonen. Bevorzugt sind Fuchsien, Lichtnelken, Sommerflieder, Lavendel, aber auch alle anderen Blüten, die Nektar tragen.
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Die Lebensdauer der Tiere beträgt 3-4 Monate, sie überwintern als voll entwickelte Schmetterlinge und sind zu jeder Jahreszeit unterwegs. Auch bei bewölkten Tagen, bei Regen und Temperaturen um 10 Grad sind sie aktiv und unterwegs. Bei Kälte vibrieren sie sitzend und im Gegensatz zu den anderern Schwärmern nicht mit ausgebreiteten, sondern mit flach an dem Körper versetzten Flügeln. Sie saugen Nektar aus den Blüten und besuchen bis zu 150 Blüten in einer Minute. Bis zu 5'000 Blüten werden so in einem Tag angeflogen. Zugewanderte Tiere legen ihre Eier bevorzugt an Labkraut und Sternmiere ab (siehe Beschreibung und Link zum Labkraut von Grünling). Sie haben dazu einen langen Saugrüssel mit einer Länge von bis 25 mm. Die Flügelspannweite beträgt 36-50 mm, die Falter aus dem östlichen Verbreitungsgebiet 40-77 mm. Durch die Klimaerwärmung, wo die Tiere in immer noch nördliche Gebiete vordringen, und auch dort Eiablage vornehmen, gibt es durch die Evolution immer mehr Varietäten.
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Die Tiere versammeln sich am Abend oft zu Schlafgemeinschaften, meist auf den von der Sonne aufgewärmten Felsflächen oder Änlichem. Die Schlaffrequenz der Flügel beträgt dabei 70-90 Schläge pro Sekunde. Die Ansammlung dient gleichzeitlich der Partnersuche. Die Begattung wird im Sitzen vollzogen und kann bis zu 2 Std. dauern. Sie sitzen dabei mit dem Körper in entgegengestzer Richtung und sind mit dem Hiterleib aneinander gekoppelt. Bei Störung können sie ohne sich zu trennen gemeinsam fliegen. Die Eiablage erfolgt am späteren Nachmittag. Dabei wird jeweils ein Ei pro Pflanze an Knospen abgelegt, die noch nicht aufgeblüht sind. So werden mit Unterbrechung zur Nektaraufnahme bis zu 200 Eier gelegt. Nach 6-8 Tagen schlüpfen die Raupen und fressen nachts und auch tagsüber. Die Raupen sind etwa 5cm lang, sind grün gefärbt mit kleinen gelb-weissen Pünktchen und zwei Längsstreifen, einem weissen und einem gelben. Es gibt aber auch braune, rotbraune und grau-violetter Exemplare. Die obere Linie endet vor der Spitze mit einem Horn am Hinterleibsende. Die Raupen ernähren sich ausschliesslich von Labkräutern, vereinzelt auch von Waldmeister, Sternmieren oder Weidenröschen. Nach 20 Tagen sind die Raupen ausgewachsen und verpuppen sich im Boden. Die Puppenruhe beträgt etwa 3 Wochen, bevor der fertige Schmetterling schlüpft. 
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Taubenschwänzchen ernähren sich ausschliesslich vom Nektar. Dabei ist aber auch zu beachten, dass es hierzulande exotische Blumen aus fernen Ländern gibt, die keinenfalls kompatibel mit diesem Falter sind. Dazu gehört die Dipladenia (siehe auch Link dazu in der Gartenecke von Grünling). Diese Pflanze hat eine "todsichere" Methode zur Bestäubung entwickelt. Sie hält Besucher fest. Für Bienen und Hummeln ist das kein Problem, sie sind kräftig genug, um aus dem Trichter rauszukommen. Für andere Falter ist das auch kein Problem. Sie können an einer Blüte 24 Stunden lang hängen bleiben. Ein Taubenschwänzchen landet nicht, wenn es den Nektar trinkt. Es schwirrt mit ungeheuerliche schnellem Flügelschlag in der Luft, damit der Wind das Taubenschwänzchen während dessen nicht von der Blüte wegweht. Dabei dockt es sich quasi mit dem Rüssel fest. Das Andocken geht blitzschnell, weshalb das Taubenschwänzchen schnell weg wäre. Doch die Dipladenia lässt diesen Vorgang nicht zu und hält das Tier fest. Das Taubenschwänzchen hingegen schwirrt weiter, bis es letztendlich wegen Erschöpfung stirbt. Rechtzeitig konnten wir so ein Tier aus dem Kelch befreien. Dazu mussten wir die Blüte aufreissen, damit das arme nunmehr verängstigte Tier weiterfliegen konnte. Aus diesem Grunde haben wir unsere Dipladenien direkt in der Nähe des Hauses, wo wir im gegebenen Falle sowas sofort sehen und so ein Tier retten können.
Euer Klepf




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