Garten- und Blumenkolumne, Pflanzenexperte und Ratgeber
präsentiert von Grünling, unserem Fachmann
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Gartenecke: Juni 2019




 
 gemeiner Lein (Linus usitatissimum), blauer Staudenlein (Linus perenne), roter Lein (Linus grandiflorum)
26. Juni 2019: Bei uns in Gugellandia haben wir alle drei Leinsorten vertreten. Der gemeine Lein (Linus usitatissimum) ist hierzulande wildwachsend, der Blaue und Rote Lein (Linus perenne und Linus grandiflorum) stammen aus einer Blumenwiesen-Saatgutmischung. Nun aber zum gemeinen Lein, auch Saat-Lein oder Flachs genannt. Es ist dies ein einjähriges Pflänzchen, und erreicht eine Wuchshöhe von bis zu einem Meter. 
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Es besitzt eine spindelförmige Pfahlwurzel. Die ganze Pflanze ist kahl, die Stängel stehen aufrecht und im Bereich des Blütenstandes ist sie verzweigt. Die stiellosen linear-lazettlichen Laubblätter stehen wechselständig, und die wunderschönen Blüten sind fünfzählig. Blütezeit ist von Juni bis August. Danach bildet sich eine Kapselfrucht, in welcher die Samen enthalten sind.
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Und jetzt kommt etwas sehr Interessantes und Ungewöhnliches im Blumenreich. In der noch geschlossenen Blüte öffnen sich die Staubbeutel und bringen die Pollen durch eine Drehbewegung auf die Narbe. Die Selbstbestäubung erfolgt also vor dem Öffnen der Blüte. Dies geschieht am Vormittag.  Am Nachmittag werden die Blütenblätter abgeworfen, die Kelchblätter vergrössern sich und tragen zur Versorgung der jungen Samen bei. Alle Leintypen lieben trockene sonnige Standorte und vertragen lang anhaltende Trockenheit und Hitze. Der blaue Staudenlein ist mehrjährig und blüht von Mai bis Juni. Wenn man ihn danach bodentief abschneidet, blüht er ein zweites Mal im August und September. Es gibt ja dann auch noch den roten Lein, sowie zahlreiche Gartenformen mit weissen, rosa oder himmelblauen Blüten.
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Schon ab 7'500 vor Chr. wurde der Lein kultiviert, dann aber durch Baumwolle verdrängt. Er wird aber auch heute noch zur Ölgewinnung und Leinenverarbeitung auf grossen Flächen angebaut. Leinen sind gut verspinnbar, kochfest, sehr reissfest und bilden auch keine Fusseln. Die Ernte erfolgt zur sognannten Gelbreife, d.h. sieben bis zehn Tage vor der Vollreife. Die Pflanzen werden in Bündeln mit dem Wurzelstock aus dem Boden geholt. Es folgen weitere Verarbeitungsschritte, wie Rüsten, Brechen, Schwingen und Hecheln. Ein Nebenprodukt ist der "Werg". Die niedere Faserqualität, die beim Reinigen anfällt, wird zu Papier verarbeitet, findet aber auch Verwendung für Polstermöbelfüllungen. Das Leinwachs fällt im Staub ab und wird in der Kosmetik- und Pharmaindustrie verwendet.
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Die Leinsamen finden zu geringem Teil Verwendung in Backwaren und natürlich in Arzneimitteln. Der überwiegende Teil wird zur Ölgewinnung, auch Speiseöl eingesetzt. In der Industrie wird der Lein zu Farben, Lacken, Druckfarben, Schmierseife und Linoleum verarbeitet. Nebenprodukte der Ölgewinnung sind der Leinkuchen und Leinschrot, die wegen des Reichtums an Proteinen als Tierfutter verwendet werden. Wie zäh Lein tatsächlich ist, erfährt man, wenn man versucht Lein zu schneiden, selbst Häckselmaschienen stossen dabei an ihre Grenzen. Eine bemerkenswerte Pflanze. Im übrigen ist die Vermehrung durch Samenausstreu ganz einfach. Euer Grünling

 
 Gefleckter Schierling (Conium maculatum)
19. Juni 2019: Ein einziges Wirrwarr, diese Doldenblütler! Ich versuche nun ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen. Wie ihr wisst, habe ich im Juli 2017 bereits über die wilde Möhre, die essbar ist, berichtet (hier der Link). Sie ist ja leicht erkennbar wegen dem schwarzen Punkt in der Mitte der Blüte. Und im Februar diesen Jahres berichtete ich über die giftige Hundspetersilie (hier auch der Link dazu). Nun aber zum gefleckten Schierling (Conium maculatum).
schierling
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Dieses Jahr  ist er wieder zahlreich am Wachsen und Blühen, und das sogar direkt vor der Haustüre. Gestern konnte man uns in den News (hier ebenfalls der Link dazu) bei der Rodung zusehen. Es ist im Grunde eine wunderschöne Pflanze, die über 2 Meter hoch werden kann. Aber der gefleckte Schierling gehört zu den giftigsten Pflanzen hier in Europa. Er enthält den Giftsoff "Coniin", welcher auch in anderen Pflanzen, wie der Hundspetersilie und der gelben Schlauchpflanze enthalten ist.
schierling
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0,5 -1 Gramm davon sind für einen erwachsenen Menschen bereits tödlich. Besonders stark ist das Gift in den unreifen Früchten konzentriert. Im Übrigen sind alle Teile der Pflanze stark giftig. Im Altertum wurde die Pflanze für Giftmorde und zur Vollstreckung von Todesurteilten verwendet. Auch Sokrates musste durch den sogenannten Schierlingsbecher daran glauben. Der gefleckte Schierling ist auch für alle Tiere stark giftig, wird aber in der Regel gemieden. Der Giftstoff, so heisst es, soll im Heu aber unwirksam sein. Trivialnamen gibt es eine ganze Menge von diesem Kraut: Bangenkraut, Blutpeterlein, Kalberkern, Krottenpeterling, Mäuseschierling, Pipkraut, Teufelspeterling, Tollkraut, Vogeltod, Wüterich, Ziegendill und vielen mehr.
schierling
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Die weissliche Wurzel ist spindelförmig. Die Blätter sind gefiedert, die Stängel rot gefleckt, innen hohl, und bläulich überlaufend. Der zweijährige, gefleckte Schierling bevorzugt tiefgründigen, nahrhaften Lehmboden und ist gleichzeitig auch ein Stickstoffanzeiger. Er wächst sowohl im Halbschatten als auch in voller Sonnenlage. Beim Zerreiben riecht er  stark nach Mäuseharn. Hauptblütezeit ist von Juni bis September. Das ist mitunter auch ein Erkennungsmerkmal mit dem gleich aussehenden, essbaren Wiesen-Kerbel (Anthriscus sylvestris), weil der seine Blütezeit früher, im April und Mai hat.
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Ja, und dann gibt es auch noch den Hecken/Taumel-Kälberkropf (Chaerophyllum tenulum), der ebenfalls giftig ist, und im Aussehen ebenfalls identisch ist. Hinzu kommen noch der behaarte Kälberkropf, der knollige Kälberkropf, und der Gold-Kälberkropf, die allerdings nicht giftig sind. Sie alle haben aber eines gemeinsam. Sie sehen alle identisch gleich aus, und haben zudem die Angewohnheit, ihre Stängel mal ganz grün oder aber farbig schattiert wachsen zu lassen. Wenn man sich also in diesem Doldenblütler-Wirrwarr nicht ganz sicher ist, lieber die Hände/Pfoten davon lassen.
Euer Grünling

 
 Echtes Labkraut (Galium verum) sowie Wiesen-Labkraut (Galium mollugo)
12. Juni 2019: Jetzt blüht es in ganz Gugellandia. Die Rede ist vom Labkraut (vom Klettenlabkraut (Galium aparine) berichtete ich ja Anfang des Jahres, hier auch nochmals der Link zum Auffrischen dazu). Vom echten Labkraut (Galium verum) gibt es natürlich auch viele Trivialnamen, wie: Bettstroh, Bitterstiefelkraut, Butterstiel, Liebfrauenstroh, Käselabkraut, Milchgewinnkraut, Grasstern, Wundstillkraut, Hergottsstroh, Herzbresten, Wegstroh, Gliederkraut und viele mehr. Das echte Labkraut ist zitronen-gelbblühend, während das Wiesen-Labkraut (Galium mollugo), wie auch das Weisse Wiesenlabkraut (Galium album) weiss blühend ist. Sie alle sind verwandt mit dem Waldmeister, und es gibt natürlich auch noch das Moorlabkraut, Sumpflabkraut, Harzer Labkraut, Dreispaltiges Labkraut und Nordisches Labkraut.
labkraut
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Die Blütezeit der Labkräuter ist von Mai bis September, und sie werden bis zu einem Meter hoch. Das Labkraut gedeiht auf Kalkböden sowie auf nährstoffarmen, trockenen Lehmböden und vorwiegend auf Magerwiesen. Es ist in Mitteleuropa und Eurasien beheimatet, wächst auch noch in Höhenlagen bis 1'900 Metern über dem Meer und ist als Bienenfutterpflanze anzusehen. Das mehrjährige Labkraut ist auch eine wichtige Futterpflanze für Raupen. Die Laubblätter sind nadelförmig quirlständig zu sechst bis zwölf um den Stängel herum angeordnet.  Es werden unter- und oberirdische Ausläufer gebildet. Die Blüten riechen intensiv nach Honig.
labkraut
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Die Fruchtreife erfolgt von August bis in den Oktober hinein. Die kleinen schwarzen Früchte, bzw. Samen, werden hauptsächlich durch Ameisen ausgebreitet, es findet aber auch "Verdauungsverbreitung" durch Vögel und anderes Getier statt. Leider wird das Labkraut auf landwirtschaflichen Wiesen bekämpft, da das Heu vom Wiesen-Labkraut vom Vieh verschmäht wird. Nach der Legende bettete Maria das Jesuskind auf das Stroh des Labkrautes, da der Esel und der Ochse das Stroh verschonten.
labkraut
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Nachweislich wird das Labkraut seit 2'000 Jahren zur Behandlung verschiedener Beschwerden eingesetzt. Das echte Labkraut enthält Labferment. Es wird auch heute noch zur Käseherstellung benötigt. Speziell für den englischen Chesterkäse. Der Farbstoff der Blüten gibt dem Chesterkäse seine gelblich-orangene Farbe und ist verantwortlich für den besonderen Geschmack. Auch als Färbemittel kann man es verwenden. Die Wurzeln färben rot, die Blüten gelb. Es wird auch zur Aromatisierung und Gelbfärbung von Getränken eingesetzt. Auch Wolle lässt sich gut damit färben.
labkraut
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Das Labkraut für 2 Tage in Rohmilch gestellt, ergibt übrigens Buttermilch. Für Gemüse und Salate werden die oberen, weichen Triebe mit Stielen, Blüten und Blättern benutzt. Aus dem Blütenwasser lässt sich auch Gelee und Sirup herstellen. Nicht zu vergessen, man kann wie mit Waldmeister aus dem Labkraut eine köstliche Bowle zubereiten.  Der frische Pflanzensaft aus dem Labkraut kann auch positiven Einfluss bei der Krebstherapie haben. Die Samen geröstet und gemahlen ergeben auch einen Kaffeeersatz. Vor allem wird das Labkraut in der Volksmedizin genutzt. Auch äusserlich für schlecht heilende Wunden wird es eingesetzt. Nicht zu verachten ist natürlich auch der Tee aus dem Labkraut, der sehr gesund ist.
labkraut
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Übrigens ist das Wiesen-Labkraut das ganze Jahr auf den Wiesen zu finden. Geschützte Plätze reichen aus, um das Labkraut sogar im Schnee noch frischeTriebe hervorbringen zu lassen. Wer will, das Kraut lässt sich gut durch Wurzelausläufer vermehren. Eine wohlriechende, schöne und vor allem gesunde Pflanze. Euer Grünling


 
 Acker-Witwenblume (Knautia arvensis) und Wald-Witwenblume (Knautia disacifolia)
04. Juni 2019: Dieses Blümchen gehört zur Familie der Geissblatt-, sowie Kardengewächse. Ihre Trivialnamen sind Wiesen-Knautie, Nähkisselchen und Grind-Krätzkraut. Hauptblütezeit ist von Mai bis in den August hinein. Die Witwenblume (Knautia) ist überall in Europa und Asien anzutreffen. Auf Grund ihrer langen Blütezeit ist sie ein wichtiger und zuverlässliger Nektarlieferant für Tagpfauenaugen, Schwalbenschwänze, Bienen, etc. Kurz gesagt, alle Insekten lieben diese Blume.
wittenblume
wittwenblume
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wittwenblume
Die Blütenfarbe variiert von blau bis zu rotviolett. Die Blüten, welche Tag und Nacht geöffnet sind, haben eine Korbform, welche zusammengesetzt über 50 Blüten vorweist. Die mehrjährige und winterfeste Witwenblume besitzt eine robuste Pfahlwurzel, aus welcher im unteren Teil eine Halbrosettenpflanze wächst. Und daraus bildet sich ein langer, leicht verzweigter, mit Härchen bedeckter Stängel, der die Blüten hervorbringt. Die Wuchshöhe kann gut und gerne über 120cm betragen.
wittwenblume
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wittwenblume
Die Samenreife erfolgt im September. Die "Früchte" bleiben bis zu 35 Jahre lang keimfähig, benötigen aber eine Kälteperiode, da sie Kaltkeimer sind. Die Samen sind bei Spatzen und Grünfinken sowie auch anderen Vögeln sehr beliebt. Hier in Gugellandia wächst die Acker-Witwenblume. Der Unterschied zur Wald-Witwenblume besteht einzig und allein an den äusseren Randblüten. Die Wald-Witwenblume hat 4 Zipfelchen, während die Acker-Witwenblume 5 Zipfelchen vorweist. Ausserdem ist die Wald-Witwenblume eine Halbschattenpflanze, liebt eher feuchtes Klima und ist vor allem in den Alpen, Pyrenäen, Kaukasus und Sibirien bis zu Höhenlagen von 2'000 Metern anzutreffen. Die Blätter der Wald-Witwenblume sind ganzrandig, während die der Acker-Witenblume im untern Teil gefiedert sind. Die Blüten und die Pflanzen sehen von weitem aber identisch aus.
wittwenblume
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Die Blätter und Blüten sind essbar. Die Blätter schmecken sehr bitter. Durch ein Wasserbad kann man dies aber mildern.  Die Heilpflanze, welche in der heutigen Zeit fast in Vergessenheit geraten ist, hilft, als Tee getrunken, für alles mögliche. In der Bachblütentherapie wird das Heilkraut gegen Angst eingesetzt, homöopatisch gegen Akne und Hautkrankheiten. Die Witwenblume eignet sich zudem hervorragend als Schnittblume für Blumengestecke in der Vase. Sie hält über eine Woche lang. Euer Grünling


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