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Garten- und Blumenkolumne, Pflanzenexperte und Ratgeber
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Gartenecke: Juni 2021
Zyperngras (Zyperus)
23. Juni 2021:
Heute will ich Euch eine Pflanze vorstellen, bei deren Pflege man nichts falsch machen kann. Die Rede ist vom
Zyperngras (Zyperus)
. Es gehört zur Familie der Sauergrasgewächse und weist ein Artenspektrum von etwa 600 Varietäten aus, und ist seit der Antike bekannt. Das natürliche Vorkommen ist in den gemässigten, subtropischen und tropischen Gebieten, und es ist auf allen Erdteilen anzutreffen. Es gibt die unterschiedlichsten Arten davon, welche bis zu 3 Meter hoch werden können, einige Arten sind nur ein oder zweijährig. In Europa wird es vorzugsweise in Kübeln gehalten, da es nicht winterfest ist. Als Zimmerpflanze an einem hellen Standort fühlt es sich wohl. Im Sommer ist es aber auch gerne draussen an einem sonnigen Standort. Man kann den Kübel auch in den Gartenteich stellen.
Zyperngräser sind Sumpfpflanzen. Sorgen um Staunässe oder Wurzelfäule braucht man sich keine machen. Trockenheit ist der einzige Risikofaktor, Übergiessen ist also nicht möglich, denn sie stehen immer im Wasser. Heizungsluft im Winter ist allerdings Gift für die Planze, hierbei sollte das Zyperngras regelmässig wegen des hohen Luftfeuchtigkeitsbedarfes besprüht werden. Draussen im Freien auf Balkon oder auf der Terasse sollte es ein windgeschützer Ort sein, da die Stängel leicht brechen können. Temperaturen um die 30 Grad schaden der Pflanze hingegen nichts.
Das Zyperngras besticht durch seine palmartigen Wedel und ist daher eine dekorative Zimmer- und Terassenpflanze. Sie bilden lange Stängel mit sogenannten Blattschirmen. Deshalb auch der Beiname "Wasserpalme". Die Blüten sind unscheinbar, erscheinen das ganze Jahr über mit kleinen gelben büscheligen Ähren innerhalb der Hochblätter. Das Zyperngras wächst recht schnell und hat eine starke Horstbildung. Das Umtopfen ist jedes Jahr in einen grösseren Kübel durchaus nötig.
Die Regel:
Ragen die Wurzeln aus dem Gefäss, ist die Zeit hierfür gekommen. Und hier wären wir bereits beim Thema der Vermehrung. Die beste Zeit hierfür ist der Frühling. Da die Pflanze durch ihren Hang zur Horstbildung sowieso umgetopft werden sollte, ist die Wurzelteilung die einfachste Variante und gelingt immer. Man nimmt dazu am besten humusreiche Erde mit Sand und Lehmgemisch.
Manche Arten sind auch für Aquarienbepflanzung geeignet. Die Vermehrung durch die Samen ist ebenfalls möglich. Es sind Lichtkeimer, also nur auf die Erde legen und nicht überdecken. Nach 2-3 Wochen bei 20 - 25 Grad bilden sich die ersten Sprösslinge. Das Zyperngras ist nicht giftig, die Knollenwurzel ist essbar und in Südeuropa gilt sie als Delikatesse wegen ihres nussigen Geschmacks. Auch ist sie ein Heilmittel gegen Magenbeschwerden. Aus den Halmen werden Körbe geflochten, das ist Gang und Gäbe in den afrikanischen Ländern. Bei uns in Gugellandia hat sie einen windgeschützen Ort in einem dekorativen Kübel gefunden, bildet laufend neue Halme, blüht fleissig, steht immer im Wasser und macht einfach viel Freude. Euer Grünling.
Weisser Gänsefuss (Chenopodium album)
16. Juni 2021:
Für mich als Gärtnermeister von Gugellandia ist es eines der schlimmsten UNKRÄUTER. Die Rede ist vom
weissen Gänsefuss (Chenopodium album)
, welcher zur Familie der Fuchsschwanzgewächse gehört. Nun muss man dazu wissen, dass die Samen davon sage und schreibe 1'700 Jahre im Boden überleben können. Beim Pflügen eines Beetes holt man jedes Jahr wieder Neue aus tieferen Erdschichten nach oben, die, sobald man giesst oder bewässert, zum keimen beginnen. Ein ewiger Kreislauf. Auch die Ackerbauern können so manches Lied davon singen. Sie wachsen teils rasanter als das gesetzte Saatgut und überdecken, sofern man nicht Pfote anlegt, das ganze Feld. Am besten ist es, ab einer gewissen Grösse jedes einzelne Pflänzchen auszurupfen, denn bei Verzicht dieses Prozederes werden die Wurzeln über einen Meter tief und nehmen den anderen Pflanzen die notwendigen Nährstoffe weg.
Ihr könnt Euch sicherlich erinnern, dass ich die Ohrwaschelkakteen, welche durch ein Malheur im Winter abgebrochen waren, sorgfältig in Töpfe für ihr neues Leben verfrachtete. Dazu verwendete ich nicht frisch gekaufte Erde, sondern die aus den letzten Jahren angesammelte Kakteenerde unsererseits. Und prompt überwuchert der weisse Gänsefuss meine neue Ohrwaschelzucht. Ausrupfen nützt hierbei nichts, da man sonst voll mit Stacheln der Kakteen wäre. Das ist aber weiter nicht schlimm, da heisst es einfach nicht giessen, Geduld pflegen, und abwarten, bis der Gänsefuss in den Sommermonaten verdörrt ist. Den Kakteen schadet das ja nicht, schlimmer aber ist unser Maisfeld dran, hierfür muss dringest Hand/Pfote angelegt werden.
Nun aber zur Beschreibung des einjährigen weissen Gänsefusses. Trivialnamen dafür sind, um nur einige zu erwähnen: Acker-, Dreck-, Mist-, Saumelde, Heimkuhkraut, wilde Molten, Mistmilben etc. Während er hier als lästiges Unkraut zählt, wird er in anderen Teilen der Welt als Gemüse, Pseudogetreide und als Futterpflanze angebaut. Ursprunglich kommt er aus dem Himalaya-Gebiet, wo er in Höhenlagen bis 4'300 Metern noch vorkommt. Heutzutage ist der Gänsefuss weltweit verbreitet. In Mitteleuropa ist er als Erstbesiedler auf Schuttplätzen, an Wegen, in Äckern und Gärten von der Ebene bis in Höhenlagen von 1'200 Metern beheimatet und anzutreffen. Zudem zählt der Gänsefuss zu einer äusserst formenreichen Art. Hundete von Kleinarten, Unterarten, Varietäten oder Formen gibt es davon. Der weisse Gänsefuss findet sich auf allen Böden gut zurecht, und ist auch eine Zeigepflanze für gute Stickstoffversorgung.
Die Wuchshöhe variiert je nach Standort, Wassergabe und Art von 10 - 150 cm, es wurden aber auch schon Exemplare von 3 Meter Höhe gesichtet. Es ist dies, wie gesagt, ein Tiefwurzeler und gedeiht an sonnigen Standorten, findet sich aber auch im Halbschatten zurecht. Die aufrechten Stängel sind gelblich grün gestreift, im Herbst rötlich überlaufend mit teils roten Flecken und stark verzweigt. Die Blätter sind vielseitig gestaltet, rhombisch-eiförmig bis breit lanzettlich, auch schwach dreilappig mit keilförmiger Basis. Der Blattrand ist unregelmässig bogig gezähnt, schwach gezähnt oder ganzrandig. Blütezeit ist von Juli bis Oktober, und er wird vorwiegend vom Wind bestäubt. Für Bienen und Hummeln ist der Gänsefuss uninteressant. Es sind dies gelblich weisse unscheinbare Blütenstände mit verzweigten Rispen, die in Knäueln zusammen sitzen. Zur Reifezeit bilden sich winzig kleine eiförmige kleine Früchte. Es wurde berechnet, dass eine grosse Pflanze bis zu 1,5 Millionen Samen produziert. Je nach Standort und Lust und Laune der Pflanze blüht er aber auch schon ab einer Grösse von 10 cm.
Aus diesem Grunde sind auch reichlich Samen im Boden vorhanden. Zudem sind die Samen eine wichtige Nahrungsquelle für Vögel. Die Blätter werden von Vieh und Rehwild gerne gefressen. Die wärmekeimenden Samen überleben auch die Verdauung verschiedenster Tierarten, Überschwemmungen und vieles mehr. Zudem ist der weisse Gänsefuss Nahrungsmittel für viele Schmetterlingsraupen, auch Ameisen fressen gerne an den Blättern. Aber auch Blattlauskolonien laben sich an diesem Kraut, und der falsche Mehltau selbst lebt auch gerne parasitisch daran.
Im Westhimalaya und in Indien wird der Gänsefuss kultiviert. Die Blätter und Sprossen werden wie Spinat genutzt. Die Samen werden in Indien sogar dem Buchweizen vorgezogen.Gekocht und als Grütze verwendet, und es wird sogar Mehl daraus verarbeitet. Junge Blütenstände ergeben gekocht ein Brokkoli-artiges Gemüse. In Amerika und in Kanada dient der Gänsefuss als Schweine- und Schaffutter. Ebenso wird der Samen als Vogelfutter verwendet. Zudem gilt der Gänsefuss seit jeher auch als Heilpflanze . Die Blätter helfen bei Insektenbissen, gegen Sonnenstich, Rheuma und geschwollene Füsse. Der Saft der Stängel wurde früher bei Sommerensprossen und Sonnenbrand genutzt. Aus den jungen Sprossen kann man grünen Farbstoff herstellen. Die zerstossenen frischen Wurzeln liefern einen milden Seifenersatz. Zudem ist der Gänsefuss bestens geeignet bei Zahnfleischentzündungen sowie bei Magen-, Darmentzündungen zu helfen. Ein Tee daraus sei auch nicht zu verachten. Und eines nicht vergessen, habt Ihr umgepflügt, und es erscheinen neue Gänsefüsse, wer weiss, vielleicht ist gerade dieses Samenkorn vor 1'700 Jahren von ihrer lieben Mami abgeflogen. Ein interessantes Pflänzchen, vielleicht konnte ich Euch mit diesem Artikel vom Nutzen und der Verwendung dieser Pflanze begeistern, - aber es ist nicht unbedingt eine von meinen Lieblingspflanzen. Euer Grünling
Eberraute (Artemisia abrotanum)
09. Juni 2021:
Heute wollte ich euch die Eberraute vorstellen, und als ich den lateinischen Namen las, musste ich sehen, dass dieser derselbe ist wie vom Cola-Kraut. Ach, wenn ich könnte, würde ich gerne mal in Schnorbis Haut stecken - denn so was regt mich auf. Im März 2019 stellte ich in meiner Kolumne ja das Cola-Kraut vor
(siehe Link)
. Heute aber will ich ein wenig über die "richtige"
Eberraute (Artemisia abrotanum)
plaudern bzw. berichten. Beide Pflanzengattungen kommen ursprünglich aus dem Raum Vorderasien und gehören zur Familie der Korbblütler. Sie sind in Aussehen und Lebensweise identisch, lediglich der Geruch beim Reiben der Blätter unterscheidet sich. Das Cola-Kraut riecht intensiv nach Coca-Cola, die Eberraute nach Zitrone. Das Cola-Kraut ist also eine Unterart bzw. eine Varietät der Eberraute.
Bei uns in Gugellandia wächst diese mehrjährige und winterfeste Eberraute wild seit Tiergedenken mitten im Wiesland. Durch ihre Samen hat sie sich an manchen Orten breit gemacht. Dieser Halbstrauch ist horstbildend und wird zwischen 70 und 150 cm hoch. Für das richtige Gedeihen ist sandiger, steiniger Boden an einem vollsonnigen Platz die ideale Vorraussetzung. Auch ist die Eberraute kalkliebend, mag keine grosse Nässe, und bevorzugt Trockenheit. Sie ist auch eng verwandt mit dem Beifuss, Wermut und dem Estragon. Seit der Antike ist sie eine bewährte Heilpflanze. Das sogenannte "Zauberkraut". Schon Aristotoles schwärmte über die Eberraute. Auch als Küchengewürz vielseitig verwendbar, dufet nach Zitrone und schmeckt leicht bitter.
Im Mittelalter steckte man Zweige der Eberraute unsers Kopfkissen, und das sollte für ruhigen Schlaf sorgen. In der Heilkunde hilft sie bei Lungenentzündungen, gegen Rheuma, Gicht, Asthma, Husten, Hüftweh, Gelbsucht, Krämpfe, Magenbeschwerden und so vieles mehr. Mit Bier gekocht hilft der Sud gegen Schuppen, und es soll ein wunderbares Haarwuchsmittel sein. Zudem hält es durch seinen Geruch Insekten fern und in Säckchen abgepackt hilft es gegen Motten und wird, oder wurde, auch als ein Flohschutzmittel verwendet.
Diese äusserts robuste Pflanze, selber auch gegen Krankheiten oder Schädlingen resistent, ist auch für Töpfe auf Balkon oder Terrasse kultivierbar. Trivialnamen hätte ich fast vergessen: Ganthell, Pastorenkraut, Beifussbäumchen, Averitze, Ganten-, Gürtel-, Küttelkraut, Herrgotthölzel, Stall-, Stabwurz, Edelreis, Ziegenbart und viele mehr. Die Eberraute mit ihrem kräfitigen Wurzelstock, der sich weit verästet, besticht mit ihren schmalen wechselseitigen rispenartigen Blättern in ihrer silbrig - grünen Farbe. Von Juni bis in den Oktober hinein werden blassgelbe bis blassgrüne kugelige kleine Blütenköpfe gebildet, welche dann später die Samen enthalten. Allerdings sei gesagt, dass durch die intensiven Zuchtprogramme bei den "Gekauften" die Samen leider nicht keimfähig sind. Aber dafür gibt es ja die sogenannte Stecklingsvermehrung. Im Sommer werden hierfür etwa 5 cm lange Triebe abgeschnitten. Im Topf mit Sand und Feuchtigkeit bewurzeln sie sich schnell. Wer aber trotzdem keimfähige Samen haben möchte, sollte sich bei mir melden, dann kann ich Anfang November ernten und verschicken. Bei uns funktioniert es ja jedenfalls mit Wildaussaat durch Wind. Euer Grünling
Mäusegerste (Hordeum murinum)
02. Juni 2021:
Jetzt ist wieder ihre Hochsaison, an allen Ecken ist wächst sie. Die Rede ist von der
Mäusegerste (Hordeum murinum)
. Bitte nicht verwechseln mit der richtigen Gerste, (zum Bierbrauen, als Viehfutter und beliebt als Gerstensuppe) über die ich ein andermal schreiben werde. Die Mäusegerste gehört zur Familie der Süssgräser und ist als Futtergras ungeeignet.
Sie stammt mit ihren 5 Unterarten aus dem Mittelmeerraum und aus Kleinasien und ist heutzutage auf der ganzen Welt anzutreffen. Das hängt damit zusammen, dass die mit Wiederhaken versehenen Granen an Kleidung und im Fell von Tieren hängen bleiben und so weiter verbreitet werden. Das einjährige Süssgras, manchmal auch überwinternd, kann bis zu 40 cm hoch werden, in der Regel aber zählt es zu den Niedriggewächsen von 10 bis 20 cm.
Die Mäusegerste ist an warmen und trockenen Stellen auf "gestörten Böden" anzutreffen, wie zum Beispiel an Strassen- Wegrändern, an Mauern, an Bahndämmen, in Innenstädten an allen möglichen Orten, an Verkehrsinseln und ist somit eine Zeigepflanze für Stadtklima. Eine Lichtpflanze und ein Wärmeanzeiger. In der richtigen Ausrichtung der Ähren in Jacken und Hemdärmel gesteckt, wandern sie langsam nach oben. Dieser volkstümliche "Scherzartikel" wird auch "Schliafhansl" genannt.
Die graugrünen Laubblätter reichen bis kurz unter die Ähren. Diese blühen, wenn die Temperaturen lange genug hoch waren in der Regel von Mai bis Oktober. Die Früchte in den Ähren sind einsamige Schliessfrüchte. Die essbaren Samen sind jedoch sehr klein, daher kommt auch der Name: Gerste für Mäuse. Je nach Betrachterweise werden sie oft als Unkraut angesehen. Wir hier in Gugellandia haben auch recht viele davon, da schadet es nicht, im Garten oder im "Möchtegern-Rasen" vor dem Haus damit aufzuräumen. Schön sind sie aber trotzdem. Euer Grünling
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