Garten- und Blumenkolumne, Pflanzenexperte und Ratgeber
präsentiert von Grünling, unserem Fachmann
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Gartenecke: Januar 2024




 
 Mistel (Viscum)
24. Januar 2024: Viele Sagen und Mythen ranken sich um die Mistel. Eine davon ist die Göttersage um die Liebesgöttin Frigga und ihren Sohn Balder. Der böse Gott Loki drohte damit, Balder umzubringen. Frigga flehte daraufhin jedes Tier und jede Pflanze an, ihren Sohn zu verschonen, nur die Mistel vergass sie. Und so passierte es, dass Balder mit einer Pfeilspitze aus Misteln getötet wurde. Dabei verwandelten sich die Tränen, welche Frigga um ihren Sohn vergoss zu weissen Beeren des Mistelzweiges. Nach drei Tagen konnte Frigga ihren geliebte Balder zurück ins Leben holen. Die Freude darüber war so gross, dass sie jeden küsste, der unter einem Baum entlang ging, auf dem eine Mistel wuchs. Die unheilbringenen Misteln mussten Frigga versprechen, niemandem Unheil zu bringen. Der obligatorische Kuss unter einem Mistelzweig in der Weihnachtszeit ist auch heute noch Gang und Gäbe. Kurz gesagt, Schutzbringer für Liebespaare. Nun aber zurück zur Mistel, die ich heute vorstellen will.
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Misteln gehören zur Familie der Sandelholzgewächse. Etwa 120 Arten gehören dazu. Hierzulande ist es die weissbeerige Mistel (Viscum album). Aber auch in tropischen und subtopischen Gebieten, in Afrika 45 Arten, auf Madagaskar 30 Arten, sind sie vertreten. Je nach Art mit gelben, orange, rosa oder roten Beeren und unterschiedlichem Aussehen. Alle gemeinsam sind sie Halbschmarotzer, die Nährstoffe aus dem Holz des Wirtsbaumes saugen, aber auch eigenständig Photosynthese betreiben. Gut erkennen kann man sie im Winter, wenn die Bäume keine Blätter mehr tragen. Sie sind immergrün und hocken als grüne Bälle in den Astkronen. Blütezeit der unscheinbaren vierblättrigen gelblichen Blüten ist von Februar bis März. Bestäubt werden sie von Fliegen, welche vom fruchtigen Geruch angelockt werden. Von der Blüte bis zur Reife in der Adventszeit vergehen ca. neun Monate.
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Die weissen perlenartig schimmernden Beeren werden von den Vögeln gerne gefressen. Sie sind auch für die Ausbreitung dafür verantwortlich. Entweder werden die Samen wieder ausgeschieden, sie bleiben dabei keimfähig, oder aber sie werden wegen der klebrigen Beeren mit dem schleimigen Fruchtfleisch mit dem Wetzen des Schnabels an den Astgabeln abgestreift. Die Misteln blühen erst nach fünf bis sieben Jahren zum ersten Mal. Die Ballen der Mistel können über einen Meter gross werden, die Lebensdauer einer Mistel bewegt sich um die 70 Jahre. Die Mistel schiebt ihre wurzelähnlichen Hausforien weit in die Äste ihres Wirtsbaumes hinein und schwächt ihn, was sich negativ auf die Früchte auswirkt. Wer Früchte ernten will, sollte keine Misteln auf seinem Apfelbaum stehen lassen. Bevorzugt wachsen sie nämlich auf Äpfel-, und Birnbäumen, aber auch an Linden, Pappeln, Weiden, Birken, Eichen, Weissdorn und Ahorn.
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Schon vor 2'300 Jahren hat der griechische Arzt Hippokrates die Mistel als Heilpflanze eingesetzt. Roh gegessen sind die Beeren und das Laub giftig, für einen Teeaufguss sind die Blätter zuvor zu trocknen. In der Weihnachtszeit ist es Brauch einen Mistelzweig an die Türe zu hängen, um das Haus vor Geistern, Unheil und Hexen fernzuhalten. Das Wunderkraut bitte aber nicht in eine Vase mit Wasser stellen, dann beginnt der Zweig nämlich zu faulen. An der Wand aufgehängt beginnt er langsam zu trocknen und hält so monatelang. Wer Misteln vermehren möchte, drückt eine der reifen klebrigen Beeren einfach auf eine Astgabel, die bevorzugt mit Flechten besiedelt ist. Das Anwachsen einer neuen Mistel ist garantiert. 
Euer Grünling

 
 Eibe (Taxus)
17. Januar 2024: Ich persönlich finde besonders die alten knorrigen wandelbaren Eiben (Taxus) etwas ganz Besonderes. Ihre Stämme sind alten Olivenbäumen gleichzusetzen. Und sie werden uralt. Auf den britischen Inseln sind besonders viele, die 2'000 Jahre oder älter sind. Die Eibe ist eigentlich biologisch gesehen eine Mischform zwischen Laubbäumen und immergrünen Nadelgehölzen. Sie gehören zur Familie der Eibengewächse.
Elf verschiedene Arten, sowie zahlreiche Kreuzungen oder Neuzüchtungen sind davon bekannt. Sie sind in den gemässigten Zonen der Nordhalbkugel heimisch. In Europa ist es die europäische Eibe, es gibt aber auch die pazifische-, kanadische-, chinesische-, japanische-, florida-, mexikanische-, himalaja-, becher-, säulen-, robusta-Eiben und viele mehr.
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1994 wurde die Eibe zum Baum des Jahres gewählt. Diese immergrünen Sträucher oder Bäume können bis zu 20 Meter hoch werden. Die biegsamen an den Spitzen nicht stechenden Nadeln sind spiralig an den Zweigen angeordnet und bleiben bis zu acht Jahre lang an der Pflanze, bis sie abfallen. Die Bäume besitzen tiefreichende Wurzeln, die sich sogar an Felsen klammern können. Die Eibe ist zweihäusig, d.h. es gibt männliche und weibliche Pflanzen. Die männlichen Zapfen sind sehr klein, kugelig und gelblich. Nur die Weibchen entwickeln Samen mit ihrem roten Samenmantel.Im Herbst reifen die Früchte, die in der Mitte einen einzelnen Samen enthalten. Das den Samen umgebende rote flauschige Samenmäntelchen wird von den Vögeln gefressen und der Samen ausgeschieden.
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Giftig sind die Rinde, das Holz, die Nadeln und der Samen des Baumes. Sie enthalten das sehr giftige Taxin. Der rote Samenmantel enthält dagegen keine Giftstoffe, schmeckt süsslichund wird deshalb von den Vögeln geliebt. 50 Gramm Nadeln, nach dem Verzehr, sind bei Pferden nach 5 Minuten tödlich, beim Menschen nach 2 Std. Seit dem Altertum gilt die Eibe als Baum des Todes und ist deshalb auf Friedhöfen zu finden. Die Eibe wurde früher  zum Schutz vor Hexen und bösen Geistern ums Haus gepflanzt. Bei den Kelten war die Eibe der Baum der Druiden und heutzutage wird aus den Nadeln ein Elixir herhergestellt, das bei der Krebstherapie Anwendung findet.
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Die Eibe altert extrem lagsam, das Holz ist langlebig, wiederstandsfähig und gelichzeitig biegsam. Die Alemannen und Wikinger stellten daraus Bogenwaffen her. In den vorigen Jhd. wurde die Eibe wegen des Holzes und der besonderen Giftigkeit für Pferde fast ausgerottet. Auch heute ist es schwierig die Eibe aufzuforsten. Sie ist nämlich bevorzugtes Futter für die Rehe. Diese äsen fatalerweise die langsam wachsenden Eiben laufend ab, ohne von der Giftigkeit Schaden zu nehmen. Für Widerkäuer ist der Verzehr von Eibensprossen ungefährlich. 20 bis 30 Jahre muss so eine Eibe ausharren, bis sie dem Zahn des Wildes entwachsen ist. Die winterfeste und auch schattenverträgiche Eibe ist auch gut schnittverträglich. Nebst Hecken gibt es den Kugel-, Spiralen-, Pyramiden-Schnitt. Aber auch der Wolkenschnitt (stufenförmige "Wolken") ist angesagt.
Die Vermehrung erfolgt problemlos durch Stecklinge, ähnlich wie bei Rosmarin und Lavendel.
Euer Grünling

 
 Crestata (Cristata)
10. Januar 2024: Ich habe mal wieder in der Photo-Kiste aus vergangenen Zeiten gewühlt. Darunter hatte ich des öfteren Kakteen in "Crestata"-Form im Verkauf anzubieten. Kurz gesagt: Bizarre skurile Formen werden zu faszinierenenden Wachstumskunstwerken.
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Im Reich der Kakteen ist das keine Seltenheit. Meistens eine Laune der Natur, und weil sie mit ihren ungewöhnlichen Formen manch Sammlerherz höher schlagen lassen, werden zum Teil Spitzenpreise für diese Raritäten erziehlt.
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Auch in der Natur auf unseren Wiesen lassen sich diverse "Crestata"-Formen beobachten. Allen voran die Blütenköpfe der Gänseblümchen oder des Löwenzahns. Auch das Buschwerk des Ginsters wächst manchmal in Crestata-Form. Mit offfenen Augen bin ich immer unterwegs, leider vergesse ich meist jeweils ein Photo davon zu machen. Zu gegebener Zeit werde ich diesen kleinen Artikel mit Crestata-Formen ergänzen.
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Euer Grünling


 
 Bambus (Fargensia)
03. Januar 2024: In Gugellandia ist es noch nicht anzutreffen, aber auf der Strecke hinunter ins Tal, da wächst ein Bambus (Fargensia) direkt am Strassenrand. Es ist dies eine äusserst robuste Pflanze. Nach der Zerstörung Hiroshimas war Bambus der Erste, der aus dem Boden wieder austrieb. Auch aus der Umweltverschmutzung der Luft und Wasser sind sie wiederstandsfähig. Schädinge und Krankheiten sind bei uns kaum bekannt. 
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Immergrün, robust und in einer unbändigen Wuchsfreudigkeit. Bambus bildet den perfekten Sichtschutz in Gärten. Man muss nicht lange warten, bis er in Höhe und Breite geschlossen ist. Weltweit gibt es über 1'000 verschiedene Arten. Bambus ist auf allen Kontinenten mit Ausnahme von Europa und der Antarktis wild wachsend. Teilweise bis 4'000 Meter über dem Meer. Sie sind Flachwurzler, sortenabhängig bis zu 70 cm tief in der Erde und bilden viele seiltiche Ausläufer mit Hilfe von Rhizomen. Fargesia Bambus benötigt keine Rhizomensperre. In der Regel wird Bambus 80 - 130 Jahre alt, die traumhaft schöne Blütezeit, frühestens nach 60 Jahren lässt die Pflanze allerdings danach absterben.
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Es gibt dann auch noch den Riesenbambus, der Wuchshöhen von 25 bis 40 Meter erreicht und einen Halmdurchmesser von 20 bis 35 cm hat. Die wenigsten Arten sind giftig, im Gegenteil. Vom Häuserbau bis zur Ernährung, vom Teesieb über dem Schiffsmast, für alles findet der Bambus seine Verwendung. Man muss nicht ein chinesischer Panda oder ein Berggorilla sein, um Bambussprossen nicht zu mögen. In der chinesischen Küche nicht mehr wegzudenken, in jedem Teeaufguss findet man ein Blättchen davon.
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Bambus gehört zur Gattung der Süssgräser. Sowohl in sonniger als auch in halbschattiger Lage fühlt er sich wohl. Am liebsten in sandig-lehmigen Boden, Staunässe ist nicht gut, aber auch im Winter müsste man den Bambus bewässern. Bei zu grosser Trockenheit zeigen sich eingerollte Blätter. Bis Minus 24 Grad verträgt Bambus. Und die Vermehrung mit Hilfe der Rhizome ist das Einfachste.
Euer Grünling


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