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Gartenecke: November 2020
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Zwergcereus (Chamaecerus
silvestri) |
25.
November 2020: Zu den High-lights im Mai und Juni zählen
bei uns in Gugellandia die Blüten des Zwergcereus (Chamaecerus
silvestri).
Es ist dies, zu den Sukkulenten zählend, ein Kaktus, welcher sich
polsterartig mit einer Höhe von max. 8 cm ausbreitet. Entdeckt wurde er
vor 100 Jahren duch den italienischen Entomologen und
Namensgeber
Philippo Silvestri in Nordargentinien in einer Höhenlage von 2'500 und
3'500 Metern über dem Meer und wurde nach Europa gebracht. Der Fundort
ist allerdings bis zum heutigen Datum nicht bekannt, da es sich um ein
sehr weitläufiges und schwer zugängliches Gebiet handelt. Bis heute
wurde er in seiner Ursprungsheimat noch nicht wieder gefunden. |
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Ob und welche der "Erdnusskakteen" von heute der
Wildform
entsprechen, kann man nicht mit Sicherheit sagen, da die Vermehrung
nicht dokumentiert wurde. Eigentlich ist es ein kleines Wunder, dass er
überlebt und sich millionenfach auf der ganzen Welt verbreitet
hat,
sei es durch den Pfleger oder ausgewildert. Heutzutage ist dieser
Kaktus wildlebend sogar in den Alpen der südlichen Schweiz zu
finden. Schon früh kamen Kakteenliebhaber auf die Idee, andere
Blütenfarben einzukreuzen.
Mittlerweile gibt es sie in Rotorange, Gelb, Violett, zartem Pastell
oder Neonpink, sowie auch zweifarbig geflammt oder gestreift. Diese
Züchtungen werden weitergereicht an neue Liebhaber und so ist die
Weltreise noch lange nicht zu Ende. Übrigens wurde er zum Kaktus des
Jahres 2018 gewählt. |
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Auch bei uns in Gugellandia sind deren Spezies
vorhanden. Sie
blühen wie gesagt in den Monaten Mai und Juni. Die Blüte selber hält
nur einen Tag. Doch es bilden sich immer wiederneue Knospen und so
steht der Kaktus während 2-3 Wochen in voller Blüte. Der
"Zwergsäulenkaktus" bildet fingerartige zylindische Stämme, mit 8 - 10
schmalen Längsrippen
unterteilt, welche zartgrün und sehr weich sind. Er kriecht in dichten
Polstern den Boden entlang und bildet immer wieder, auch an den Seiten
neue Triebe, welche bei Berührung abfallen und sofort neue Wurzeln
bilden. Die feinen und zarten Dornen sind weisslich gefärbt, ebenfalls
sehr weich und tun nicht weh. |
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Der auch als Anfängerpflanze bekannte Kaktus ist sehr
pflegeleicht. Er liebt Sonne, gedeiht aber auch im Halbschatten. Der
Kaktus hat ein sehr flaches Wurzelsystem und eignet sich
daher, wenn nicht im Freiland gesetzt,
auch für flache Schalen, die schnell voll ausgefüllt sind. Er erträgt
auch Temperaturen von bis zu Minus 15 Grad. Ideal sind aber in den
Wintermonaten 3 - 10 Grad, damit er im Mai neue Blütenknospen
austreiben kann. Die Vermehrung ist denkbar einfach. Entweder man
bedient sich abgefallender neuer Triebe oder aber man schneidet ein
Teil ab. Sie alle fassen sofort wieder neue Wurzeln, und das fast zu
jeder Jahreszeit. Euer Grünling |
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Kohlrabi (Brassica
oleracea var. gongylodes) |
18.
November 2020: Hier in
Italien sind verschiedene Lebensmittel und Gewürze, einige Gemüsearten
und in nördlichen Breiten alltägliche Dinge oft schwer zu bekommen. Das
liegt natürlich an den gängigen Rezepten der Region. Kümmel zum
Beispiel ist hier kaum zu bekommen, und wenn, dann zu überhöhten
Preisen. Die beste Methode, um alles Wünschenswerte zu bekommen ist
daher das Aussähen und selber pflanzen.
Das gilt auch für die Kohlrabi, welche wir bis zum heutigen Tag noch
nie, weder am Gemüsemarkt noch im Supermercato finden konnten. |
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Letztes Jahr bekamen wir in dem Weihnachtspaket von den
Plüschpiraten aus
Berlin unter anderem eine Samenpackung "Kohlrabi". Loredana war hell
begeistert, und machte sich im März sogleich an die Arbeit. Nach etwa
14 Tagen waren die ersten Keimlinge zu sehen. Unglücklicherweise wurden
die Blätter, nachdem sie in Töpfe gepflanzt wurden und später ins
Freiland
kamen, von den Schnecken gefressen. Ich als Grünling kümmerte mich
sofort um die abgefressenen Pflänzchen und setzte sie direkt in den
vorbereiteten Garten mit der entsprechenden Schutzvorrichtung eines
Netzes. Irgendwas ist aber schief gelaufen. die Kohlrabi wuchsen und
wuchsen, machten Blätter um Blätter. Anstelle der üblichen Knolle
bilden sie bis zum heutigen Tag baumartige Pfanzen mit nichts als
riesen grossen Blättern. |
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Nun aber folgt mein Artikel über die Kohlrabi (Brassica oleracera
vari. gongylodes).
Es ist dies eine Gemüsepflanze und gehört zur Familie Kreuzblütler.
Trivialnamen sind: Ober-, Kohl-, Stängelrübe, Rübkohl oder
Luftkohlrabi. Eigentlich handelt es sich um eine zweijährige Pflanze.
Im 1. Jahr wird eine oberirdische Sprossknolle gebildet. Im 2. Jahr,
sofern nicht abgeerntet, bildet sich ein verzweigeter langer
Blütenstängel. Gelb blühend bilden sich Schoten, welche die Samen
enthalten. |
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Die Form der Knolle kann kugelig, plattrund oder oval
sein. Die Farbe der Knollenschale variiert je nach Sorte vom
weisslichen, weissgrün, kräftig grün bis zum rötlchen oder violetten
Farbton.
Das Gewicht einer solchen Knolle bringt 100 Gramm bis zu 8 Kg auf die
Waage. Der Rekord beläuft sich meines Wissens derzeit um die 12 Kg. Die
grössten Knollen bildet der "Gigant" und der "Superschmelz".
Auch
der Umfang von 20 cm kann sich sehen lassen.Insgesamt gibt es 40 weisse
und 14 blaue Sorten. Der Kohlrabi bildet eine Pfahlwurzel und hat lang
gestielte dunkelgrüne stark gezähnte Blätter. |
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Die
Herkunft des Kohlrabis ist ungeklärt, ebenso der Zeitpunkt der
Entstehung. Sichere Belege gibt es aber aus Europa im 16. Jahrhundert.
In Mitteleuropa gibt es heutzutage eine Früh-, Sommer-, und
Herbstproduktion. Der Kohlrabi gedeiht auf sonnigen bis halbschattigen
Standorten, wobei er einen humusreichen und gleichmässig feuchten Boden
benötigt. Tägliches kontrolliertes Giessen ist also unumgänglich. Nach
8 - 12 Wochen nach der Pflanzung ist er erntereif. Im Spätsommer
gepflanzt benötigt er allerdings 16-30 Wochen bis zur Erntereife. Die
Knolle ist zudem anfällig bei grösseren Schwankungen der Bodenfeuchte
sowie bei anfallenden Temperaturschwankungen. Entweder er wird rissig
und kann aufplatzen oder er wird holzig. |
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Essen
kann man sämtlche Teile der Pflanze, auch roh. Die Knollenbätter haben
sogar gegenüber der Rübe einen doppelten Gehalt an Vitamin C. Der
Carotin-Gehalt ist sogar das 100 - fache,
und der Calcium und Eisengehalt das 10 - fache gegenüber der Knolle.
Dieses äusserst gesunde und auch wohlschmeckende Gemüse unterstützt
auch die Abwehrkräfte des Magens und Darms sowie ist gesund gegen
Herz-, und Kreislauferkrankungen. Man kann alles von dieser Pflanze in
der Küche verwenden, einschliesslich des
bei uns gebildeten Stiels. Der Kohlrabi kann auf vielfältige Art
zubereitet werden, angefangen vom Salat, als Schnitzel oder gekocht in
einer feinen Rahmsauce. Der Zubereitung sind keine Grenzen gesetzt.
Wichtig für jeden Gärtner sei noch gesagt, dass man am selben Ort 3 - 4
Jahre warten sollte, bis neues Kohlgemüse, zwecks Erholung vom Boden,
gesetzt werden darf. Euer Grünling |
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Zitterpappel (Populis
tremula) |
11.
November 2020: Will man
uns in Gugellandia besuchen, bevor es in den tiefen Wald geht, so
trifft man am Strassenrand bei der Abzweigung zu uns eine Kolonie
hochstämmiger Bäume mit weisser Rinde an. Es handelt sich dabei um die amerikanische Zitterpappel
(Populus tremuloides).
Auch als Espe oder Aspe bekannt, gibt es davon 35 verschiedene Arten,
welche zu den Weidengewächsen gehören. Der Verbreitungsschwerpunkt
dieser Bäume ist in Nordamerika, im Süden Alaskas, im Westen Kanadas
und reicht bis nach Mexiko. Hier in Europa ist sie bis nach Sizilien
und bis nach Sibirien und Kleinasien anzutreffen. |
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Aufgrund ihrer gossen Lichtbedürfnisse wächst diese
"Pionierpflanze"
auf Kahlschlagstellen, sowie in lichten Wäldern, an Weg- und
Strassenrändern aber auch an Flussufern gerne. Am liebsten auf
sandigen, kiesigen Hängen, wobei es dem Baum
egal ist, ob der Boden kalkhaltig ist oder wenig Humus vorweist, kurz
gesagt: Anspruchslos und auch relativ trockenheitstolerant. Die Blätter
mit ihrem langen Stiel sind zugespitzt und fein gesägt, im Herbst
verfärben sie sich in ein schönes Gelb. Schon beim leisesten Windhauch
beginnen die Blätter zu flattern. Daher kommt auch der Ausspruch "Du
zitterst ja wie Espenlaub".
Von April bis Mai bilden sich hängende Blütenkätzchen, die später dann
Kapselfrüchte hervorbringen, die je etwa 10 kleine braune Samen
enthalten. Nach dem Keimen bildet sich eine Pfahlwurzel, die später
kräftige Hauptseitenwurzeln austreibt. |
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Diese schnellwüchsigen Bäume wachsen pro Jahr etwa 2,5
Meter in die
Höhe. In den ersten 20 Jahren ist der Höhenzuwachs am grössten, mit ca.
60 Jahren sind sie ausgewachsen mit einer Wuchshöhe von 26 Metern, und
werden in der Regel 100 jährig. Aber auch 200 jährige sind keine
Seltenheit. In Amerika bildete sich im Bundesstaat Utah eine
ganze Kolonie, welche auf einer Fläche von 43 ha mit einem Baumbestand
von etwa 47'000 zu Hause ist. Es handelt sich dabei um das grösste
Lebewesen auf dieser Welt, genannt "Pando", da genetisch gesehen ihre
DNA identisch ist. Ihr Wurzelgeflecht wird auf 50'000 Jahre geschätzt,
und im Grunde genommen handelt es sich dabei um einen einzigen Baum. |
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Für Schmetterlinge ist der Baum eine wichtige
Futterpflanze, für Vögel und Insekten in ihrem weichen Holz bildet sie
einen beliebten Unterschlupf. Bei den Indianern galt die Zitterpappel
als wichtiges Nahrungs- und Heilmittel. Die jungen Blätter eignen sich
zur Sauerkrautherstellung, alte Blätter werden getrocknet, zermahlen
und zu Mehl verarbeitet. In feinen dünnen Steifen geschnitten kann das
Rindenkombium wie Nudeln gekocht und verzehrt werden. Als Heilmittel
wird die Verwendung medizinisch anerkannt, und ist sogar in Apotheken
als Pappelsalbe erhältlich. Tee aus den Pappelknospen hilft bei
Erkältungskrankheiten. Da das Holz sehr weich und leicht ist, findet es
Verwendung für Sperrholzplatten, Zündhölzer, Tischtennisschäger und
Papier. Ein sehr interessanter Baum mit so viel guten Eigenschaften.
Euer Grünling |
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Quecken (im speziellen
Kriechquecke) (Elymus repens) |
04.
November 2020: Bei uns
in Gugellandia ist dieses Pflänzchen weit verbreitet, und an manchen
Orten muss man aufpassen, dass man beim herumlatschen nicht
hängenbleibt und drüberstolpert. Die Rede ist von der Kriechquecke (Elymus repens),
welche im Volksmund auch Haargerste genannt wird. Sie gehört zur Famile
der Süssgräser. Die Quecken übrigens sind weltweit verbreitet und es
gibt davon 235 bekannte Arten. |
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Die mehrjährige und winterfeste Kriechquecke bildet
lange
unterirdische Rhizome, meist in einer Tiefe von 2 - 8 cm. Die
nadelspitzen Ausläufer können sogar Holz und Asphaltauflagen
durchdringen. An jedem Knoten kann sie neue Wurzeln fassen und bildet
richtige Horste. An den Knoten der Ausläufer werden aufwärts gerichtete
Halme gebildet, pro Jahr bis zu 150 Stück. Die Halme selber sind meist
aufrecht. Die Blätter sind länglich, schmal und sehen grasartig aus.
Die Quecke selber bildet schlanke endständige ährige Blütenstände. Sie
blüht ab dem 2. Jahr in den Monaten Juni bis August. Pro Ähre bildet
sie
etwa 50 Samen, welche gerne von Vögeln gefressen werden. |
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So eine Quecke wächst in der Länge in einem Jahr gut
über einen
Meter, und das nach allen Seiten. Bei uns in Gugellandia, speziell im
Treibhaus, wo kein Rasenmäher eingesetzt werden kann, haben ihre Triebe
an den Seitenwänden ideale Bedinungen gefunden und werden weit über 2
Meter lang.Es ist dies im übrigen eine klassische Pionierpflanze,
welche sich auch auf humusfreien sandigen und lehmigen Boden
ausbreitet. Zunächst ist sie konkurenzlos und kann in wenigen Jahren
grosse Flächen erobern. Sobald sich die ersten anderen Pflanzen
sesshaft gemacht haben und den Boden beschatten, wird sie
zurückgedrängt, da sie einen hohen Lichtbedarf hat und somit ihre
Vitalität stark eingeschrenkt wird. |
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Durch ihren starken Ausbreitungsdrang wird sie für
Bauern
und Hobbygärtner als lästiges Unkraut angesehen. Die Hauptwurzel reicht
bis zu 80 cm tief in den Boden. Die Bodenbearbeitung begünstigt sogar
ihre Wuchskraft, da die Rizome oft zerissen werden und
schnell wieder neu anwachsen. Im Rasen selber stören sie kaum,
schliesslich ähneln sie einer Gräserart. Wenn sie im Gemüsegarten
stören, kann man Abhilfe durch das Pflanzen von Karoffeln schaffen, da
diese mit ihrem grossen Blattgrün Schatten werfen und ein
weiteres
Verbreiten der Pflanze verhindern. |
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Es ist dies eine wichtige Futterpflanze für
Grasfressende Säugetiere und Schmetterlingsraupen können
sich satt fressen. In den GUS-Staaten (Russland etc.) wird
die
Quecke sogar grossflächig angebaut. Die Ausläufer werden im Herbst und
im Frühling geerntet. Der Geschmack ist stärkehaltig, dann süsslich.
Nebst Futterpflanze für die Tiere eignet sie sich auch zum garnieren
von Salaten oder gekocht in Suppen. Die Ausläufer werden zudem auch zu
Sirup verarbeitet. Sie werden auch als Kaffee-Ersatz und zur
Alkohlgewinnung gebraucht. Getrocknet und zermahlen kann man sie als
Mehl verwenden. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde in
Deutschland aus
ihnen sogar Bier gebraut. Medizinisch findet die Quecke auch heutzutage
noch wichtige Anwendung speziell gegen Nierenleiden aller Art. Ein
Teeaufguss bewirkt so manches Wunder. Euer Grünling |
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