Garten- und Blumenkolumne, Pflanzenexperte und Ratgeber
präsentiert von Grünling, unserem Fachmann
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Gartenecke: Juli 2017




 
 Wilde Möhre (Daucus carota) und gefleckter Schierling (Conium maculatum)
26. Juli 2017: Die wilde Möhre (Daucus carota) gehört zur Famile der Doldenblütler. Davon gibt es etwa 20 verschiedene Arten und die Blütezeit beginnt Mitte Mai und endet im September. Es ist dies eine zweijährige Pflanze und ihre Wuchshöhe beträgt bis zu 1,5 Meter. Beim Aufblühen zeigt sie sich vogelnestartig. Die essbare Wurzel hat keine gelblich oder orangene Farbe, sondern ist schmutzig-grau-weiss. Durch Kreuzung in der Antike mit der violettfarbenen afghanischen Wildmöhre entstand die uns wohl bekannte Garten-Möhre, auch Karotte genannt.
wilde möhre
wilde möhre
wilde möhre
wilde möhre
Die Stängel sind borstig behaart und in der Mitte der Blütendolde befindet sich eine schwarzpurpur gefärbte Mohrenblüte. Beim Zerreiben der gefiederten Blätter weist sie einen angenehmen Duft nach Möhre aus. Auch die Blüten sowie die Wurzel duften danach. Bei Insekten ist die wilde Möhre sehr beliebt, besonders die Schwalbenschwanz-Raupe frisst sich an dem Möhrenkraut satt. Wilde Möhren gibt es so gut wie gar nicht im Fachhandel. Liebhaber müssen sie daher in der Natur ernten oder selber anbauen. Dazu muss man wissen, dass es ein Kaltkeimer ist.  Für das Keimen sind Temperaturen um die 5 Grad notwendig. Man sollte aber nur die einjährigen Wildmöhren essen, da die Wurzeln der blühenden Pflanze ziemlich scharf schmecken und holzig sind.
wilde möhre
wilde möhre
wilde möhre
wilde möhre
Nach der Blüte bilden sich schiffchen-förmige zweiteilige behaarte 2 - 4 mm lange Spaltfrüchte. Und nun kommen wir zur Problematik der Verwechslungen. Der hochgiftige Wiesenkerbel, sowie der Hecken-Kälberkropf, die giftige Hundspetersilie, und allem voran der gefleckte Schierling (Conium maculatum) sehen nämlich gleich aus. Sie alle haben gefiederte Blätter und identische weisse Blüten. Der Schierling gehört zu den giftigen Doldengewächsen. Mit einem Trank aus seinen Früchten oder Wurzeln wurden im Altertum Verurteilte hingerichtet. So zum Beispiel auch der griechische Philosoph Sokrates. Schon eine Dosis von 0,5 Gramm des Giftes sind für Mensch und Tier tödlich.
wilde möhre
wilde möhre
wilde möhre
wilde möhre
Auch der Schierling ist eine zweijährige Pflanze und wird bis zu 2 Meter hoch. Im unteren Bereich des Stängels ist er rot gefleckt und seine Früchte (Samen) sind eiförmig und 2 - 3,5 mm lang. Unverkennbar ist der streng amoniumartige Geruch. Das wichtigste Unterscheidungsmerkmal ist, wie gesagt, der schwarze Punkt in der Mitte der Blüte, welche den Hinweis gibt. Nur beim Antreffen eines solchen handelt es sich um die wilde Möhre. Also Finger/Pfloten davon lassen, wenn man sich nicht sicher ist. Euer Grünling

 
 Oleander (Nerium oleander)
19. Juli 2017: Was gibt es schöneres anzusehen, als das Farbenspiel des Oleanders (Nerium oleander) in den Sommermonaten. So schön er ist, so giftig ist er auch. Er gehört zur Famile der Hundsgiftgewächse, ist immergrün und blüht von Juni bis in den September hinein. Im Mittelmeerraum beheimatet, ist er als Srauch, aber auch in Baumform anzutreffen. Er kann bis zu 6 Meter hoch werden, und mittlerweile gibt es davon über 160 Sorten.
oleander
oleander rosa
weisser oleander
oleanderblüten
Der wilde Oleander blüht meist rosarot, je nach Sorte und Züchtung sind seine Blüten weiss, gelb, rot, rosa bis violett, ja sogar mit Streifen oder Punkten in verschiedenen Farbtönen gibt es ihn mittlerweile. Der Oleander liebt als Standort die volle Sonne. Er ist grundsätzlich sehr robust und eignet sich auch hervorragend als Kübelpflanze, die in den Wintermonaten bei 4 - 5 Grad an einem hellen Ort im Haus stehen sollte. Bei uns in Gugellandia haben wir nur einen kleinen Strauch, gelb blühend, der schon jahrelang bei Wind und jedem Wetter, auch bei Schnee, an einer Südseite wächst. 
gelber oleander
oleander
oleander
rosa oleander
Im Internet findet man viele Schauergeschichten, was die Giftigkeit dieser schönen Pflanze anbetrifft. So sollen zum Beispiel Soldaten zu Napoleonszeiten gestorben sein, weil sie Fleisch auf Oleanderspiessen gebraten haben. Grundsätzlich sind alle Teile des Oleanders höchst giftig. Wegen des bitteren Geschmacks lassen aber Mensch und Tier in der Regel die Finger oder Pfoten davon. In Amerika, so heisst es, sollen jedes Jahr, da Oleanderholz beim Barbecue verwendet wird, Vergiftungen auftreten. Auch beim Zurückschneiden sollte man Pfot- bzw. Handschuhe tragen.
oleander
oleander
oleanderblüten
oleander
Mittlerweile gibt es auch Züchtungen, die bis zu minus 18 Grad vertragen, allerdings verlieren sie hierbei die Blätter, treiben aber im Frühjahr wieder neu aus. Beim Rückschnitt bis ins alte Holz bringt der Oleander lange Triebe hervor, beim Schnitt in der Blütenregion kurze, aber rasch blühende Triebe. Verzichtet man aufs Schneiden, zeigen sich oft gelbe Blätter, die abgeworfen werden, Gelbe Blätter können aber auch ein Anzeichen dafür sein, dass er zuwenig gegossen wurde. Die Vermehrung erfolgt in der Regel durch Stecklinge in den Sommermonaten, dabei nimmt man die leicht verholzten Triebe ohne Blüten. 


 
 Pinie (Pinus pinea)
12. Juli 2017: Im Dezember letzten Jahres, als wir in Jesolo unser Unwesen trieben, war ich ja so was von begeistert von den hübschen Pinien, dass ich es mir nicht verkneifen konnte, ein Bild davon auf meine Gartenseite zu bringen. Die Plüschpiraten meinten dann, "Grünling wird sicher mal darüber berichten". Durch Zufall kamen nun sechs reife Pinienzapfen nach Gugellandia. Vorerst aber ein bisschen Allgemeines über die Pinie (Pinus pinea). Sie gehört zu den Kieferngewächsen und wird zwischen 200 und 250 Jahre alt. Die Wuchshöhe eines solchen Baumes beträgt im Normalfall 25 -30 Meter. Es sind im übrigen Flachwurzler, und ein ausgewachsener Baum verträgt Dürreperioden bis zu 6 Monaten. 
pinien
pinienzapfen
Pinienkerne aus den Zapfen
Pinienkerne
Die Krone ist bis zum 25. oder 30. Lebensjahr eher rundlich, die typische pyramidale Schirmform wird erst im Alter von rund 50 Jahren bebildet. Mit zunehmenden Alter flacht sie immer mehr ab. Die Nadeln werden bis zu 20 Zentimeter lang und verbleiben zwei bis vier Jahre am Baum. Alte Nadeln werden dann im Sommer abgestossen und bilden eine dicke Streuschicht am Boden. Pinien sind sehr langsam wachsend, erst im Alter von 15 bis 20 Jahren bilden sich die ersten Zapfen. Zwei Jahre nach der Bestäubung haben sie ihre Grösse erreicht.
Pinienzapfen
Pinienkerne
Pinienkerne aufschlagen
Aufschlagen von Pinienkernen
Auf jeden der Zapfenschuppen befinden sich zwei Samen, die erst im Herbst des dritten Jahres reifen, und bei Wärme aus grosser Höhe zu Boden donnern. Beim Aufprall bekommt manch einer einen Sprung, damit es der Samen schafft mit seiner Keimkraft die Schale zu sprengen. Auch durch Eichhörnchen vergessene aufgeknackste Samen können so zur Vermehrung beitragen.
Pinienkerne setzen
Pinienkerne geschält
Pinienkern setzen
Pinienkernsämling
Pinienkerne sind äusserst schmackhaft, leider aber für die Küche ziemlich teuer, da es 20 Jahre braucht, bis sich die ersten Zapfen zeigen. Ab diesem Zeitpunkt benötigt es weitere drei Jahre, bis die Kerne voll ausgereift sind und geerntet werden können. Dafür gibt es extra Pflücker, die diese auf den hohen Bäumen ernten. Und dann müssen sie noch aufgebrochen werden. Allerdings trägt so ein Baum im erwachsenen Alter bis zu 60 kg Samen.
Geburt einer Pinie
ein Tage alte Pinie
2 Tage alte Pinie
3 Tage alte Pinie
Nun aber noch Wissenswertes über die Aufzucht. Hierfür eignet sich der Monat Juli am besten, da der Pinienkern eine konstante Temperatur von 20 Grad zum Keimen benötigt. Einmal in die Erde gesetzt, vergehen 10 bis 20 Tage und eine neue Pinie wird geboren. Bei uns in Gugellandia dauerte es 7 Tage und der erste Keimling erblickte das Tageslicht. Vor lauter Freude setzte ich gleich nochmals 50 Stück. Wichtig ist, dass der Keimling nicht der direkten Sonne ausgesetzt ist. Er sollte schattig aber hell haben und mit lauwarmen Wasser gegossen werden. In diesem jungen Alter will die Pinie keine Erschütterungen, keinen Wind und keine Temperaturschwankungen.
junge Pinien
Pinien setzen
ausgewachsene Pinie
Pinien in Jesolo
Na, und dann wird sie im Herbst in einen grösseren Topf umgepflanzt. Bis die Pinie allerdings ins Freiland darf, müssen fünf Jahre vergangen sein, da sie in den ersten Lebensjahren in unseren Breitengraden nicht winterfest ist. Danach verträgt der Pinienbaum auch bis zu Minus 10 Grad. Die Pinie ist im übrigen der einzige Nadelbaum, der auch in der Wohnung bei hellem Licht gehalten werden kann. Wir in Gugellandia sind zuversichtlich, in 20 Jahren haben wir dann eine ganze Allee davon. Vorerst gilt es noch einen Platz für die mittlerweile gross gewordenen Kastanienbäume zu finden. Ja, als Grünling, da hat man Arbeit und seine Sörgelein. So, nun muss aber wieder im Garten gegossen und bewässert werden. Bis zum nächsten Mal, ich freue mich... Pinien geben einem immer so das Gefühl nach Ferien.

 
 Wilde Artischocke (Cynara cardunculus)
05. Juli 2017: Bei uns in Gugellandia sind sie der ganze Stolz, die wilde Artischocke (Cynara cardunculus), auch Zierartischocke oder Kardo genannt. Es ist dies die Urform der Gemüseartischocke und eng verwandt mit den Disteln. Jetzt Anfang Juli zeigen sie ihre blauviolette Blütenpracht.
wilde artischocke
wilde artischocke
kardoen
kardoen
Es gibt davon ca. 10 verschiedene Arten und die Wuchshöhe ist meist über 2 Meter. Im Gegensatz zu der Gemüseartischocke ist nicht die Blüte zum Verzehr geeignet, sondern die grünen Blütenstiele. Die Ernte beginnt kurz vor oder während der Blüte. Die stacheligen Ränder und äusseren Fasern sind mit dem Sparschäler zu entfernen. Danach kann man die Stiele im kochenden Wasser garen. Der Geschmack ähnelt der Artischocke.
wilde artischocke
wilde artischocke
wilde artischocke
wilde artischocke
Die wilde Artischocke ist im Übrigen eine Spezialität aus Norditalien. "Cobbo di Nizza" (Buckliger von Nizza) wird grossflächig in Nizza Monferrato und in umliegenden Städten der Provinz Asti angebaut. Sie hat breite silberweisse Stiele und wenig Fäden. Sie wird als einzige Cardo-Sorte auch roh gegessen.
wilde artischocke
wilde artischocke
wilde artischocke
wilde artischocke
Nach der Blüte bilden sich wie bei einer Distel auch, das typische Heu mit den Samenkapseln, welche wie die Pusteblumen des Löwenzahns durch den Wind verstreut werden. Die wilde Artischocke beansprucht viel Platz. Sie  wäre frostempfindlich, so heisst es, was bei uns allerdings nicht zutreffend ist. Sobald es im Winter geschneit hat, werden die grünen Blätter vom Schnee befreit und ausgegraben, und wachsen auch in der kalten Jahreszeit.
wilde artischocke
samen der wilden artischocke
blätter der wilden artischocke
blüten der wilden artischocke
Was allerdings im Frühling nicht so schön ist, sind die vielen schwarzen Blattläuse, die sich an den Blütenspitzen laben und von vielen Ameisen gemolken werden. Innert zwei Tagen sind die Spitzen im wahrsten Sinne schwarz. Dagegen hilft aber ein kräfiger Wasserstrahl und auch Brennesselgülle. Und im Winter fallen die Blätter gerne den Rehen zum Opfer. Auch für unsere Kaninchen ist das Blattwerk zu der kalten Jahreszeit eine willkommene Abwechslung. Eine ausdauernde, jedes Jahr wieder kommende Pflanze. Wir lieben sie.


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