Garten- und Blumenkolumne, Pflanzenexperte und Ratgeber
präsentiert von Grünling, unserem Fachmann
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Gartenecke: Juni 2022




 
Hanfblättriger Eibisch (Althaea cannabina)
29. Juni 2022: Schon seit Jahren ist der hanfblättrige Eibisch (Althaea cannabina) bei uns eine heimische Pflanze. Anscheinend wurde ihr zu wenig Beachtung im hohen Wiesland geschenkt. Sie gehört zur Familie der Malvengewächse (über die Malve berichtete ich ja bereits, siehe Link) und wird auch Hanf-Steckmalve genannt. Interessant sind ihre unverwechselbaren Blätter. Sie sind wechselständig, hanfblattartig, handförmig zerschnitten oder geteilt mit 3 - 5 eiförmig bis lanzettlich oder verkehrt eiförmigen bis eilanzettlichen stumpf gesägten bis grob gezähnten oder gelappten bis gespaltenen Abschnitten. (Dies die kopierte Erklärung, was die Beschreibung der Blätter anbetrifft, vom Wikipedia)
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Die Heimat des hanfblättrigen Eibisch ist das gesamte Mittelmeergebiet, Nordafrika, sowie Südostasien. Sie liebt feuchten Boden an sonnigen Orten, ist langlebig und bildet tiefgründige Pfahlwurzeln, die sogar bis -20 Grad überleben.  Sie können über 2 Meter hoch werden. Sie verzweigen sich schon im unteren Bereich, wachsen zielstrebig nach oben und bilden in den Blattachseln kleine Büscheln zusammenstehender Blüten. Sie blühen von Juni bis September.Die fünfzähligen hell bis dunkel rosafarbenen becherförmigen Blüten haben einen senkrecht verlaufenden rosa-violetten Streifen.
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Interessant daran ist, dass die Pflanze hierbei einen Trick entgegen der Selbstbefruchtung anwendet. In den Blüten öffnen sich zuerst die Staubfäden. Erst nach ihrer Entlehrung krümmen sich die Staubfäden, so dass die Bienen freien Zugang zu den empfängnisfähigen Narben haben.Danach bilden sich ring- bzw. scheibenförmig sortierte Spaltfrüchte mit bis zu 25 Einzelsamen. Sie kleben fest aneinander, überwintern komplett in den Kelchblättern und fallen erst später ab, da sie Kaltkeimer sind. Die Vermehrung erfolgt nur durch Samen, ist aber ungleichmässig und langwierig. Am besten, wie bei uns, einfach die Natur walten lassen.
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Früher wurden aus den langen Stängeln Fasern zur Seil- und Papiergewinnung gewonnen. Die Blüten dienen auch als Dekoration für so manche Speisen. Volkstümlich, daraus einen Tee gemacht, sollen sie bei Atemwegserkrankungen und Magen-Darm Beschwerden helfen. Die Natur liefert uns also nicht nur ihre Schönheit.
 Euer Grünling

 
 Chinesische Feige (Ficus microcarpa ginseng)
22. Juni 2022: Bei den bei uns im Fachhandel angebotenen Bonsai's handelt es sich eigentlich um die chinesische Feige (Ficus microcarpa ginseng). Sie gehören zu den Maulbeergewächsen und werden in Schalen gezogen und so geformt und geschnitten. Ginseng heissen sie, weil sie, was den Wurzelstock anbetrifft, an die Form der Ginsengwurzel erinnnern. Sie ergeben einen malerisch, fast künstlich anmutend, gestalteten Wuchs, und ein jeder Baum ist ein Unikat.
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Trivialnamen sind Lorbeer-Feige oder Indischer Lorbeer. Ihre Heimat sind der Nepal, Bangladesch, Burma, Thailand, Sri  Lanka, Vietnam, Thaiwan etc. sowie das südliche China von Malaysia bis zu den Salomonen und das topische Australien. Als Zierpflanze im gesamten Tropengürtel als Schattenspender an Strassen, Parks und Gärten. Sie besiedeln die tropischen Regionen bis zu einer Höhenlage von 1'900 Metern über dem Meer und werden 15 bis 25 Meter hoch. Sie haben ein riesiges Blätterdach, aber der Stammumfang misst höchstes 50 cm auf. Ältere Äste bilden rostfarbene Luftwurzeln. Bei Reife der Feigen ergeben sich gelb bis etwas rötliche kugelig-eiförmige 6-8 mm grosse Früchte. Um reife Samen zu erhalten benötigt es hierzu die Feigenwespe, die ihre Eier darin legt. Die Samen selber werden durch den Genuss der Früchte durch Vögel, Nagetiere, und Fledermäusen an anderen Orten wieder ausgeschieden. Da die Samen leicht keimen, schlagen viele von ihnen auf anderen Bäumen und auf Hausdächern ihre Wurzeln.
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Nun zurück zu unseren immergrünen "Bonsai". Sie haben wechselständige Laubblätter und eignen sich hervorragend als Zimmerpflanzen. Aber Vorsicht: Alle Teile der Pflanze sind giftig, und enthalten einen weissen Milchsaft. Die Pflanzen werden in Schalen gezogen, und so geformt und geschnitten. Zu beachten ist, dass der Wurzelballen niemals austrocken darf. Dazu eignet sich die "Tauchmethode. Den Topf in Wasser stellen, bis keine Luftblasen mehr aus dem Erdreich kommen. Danach abtopfen lassen, denn Staunässe führt zu Wurzelfäule. Im Übrigen ist die chinesische Feige auch sehr kalktolerant. Die Raumtemperatur im Winter sollte nie unter 15 Grad führen. Bei zu wenig Licht kommt es zu einem Blätterabwurf. Beim Umtopfen nicht zu grosser Topf nehmen, denn, wenn die Wurzeln eingeschränkt sind, wird die Pflanze buschiger.
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Die Vermehrung erfolgt üblicherweise durch den vegetativen Schnitt der Zweige und Äste. Dazu nimmt man einen etwa 15 cm langen Trieb, stellt ihn in ein Wasserglas bei einer Raumtemperatur von 25 -30 Grad und schon in wenigen Wochen haben sich die ersten Wurzeln gebildet. Danach kommt das junge Pflänzchen ins Erdreich (anspruchslos was die Erde anbelangt, gewöhnliche Blumenerede tut es auch). Nun liegt es an einem selber, den weiteren Schnitt durchzuführen, das heisst, nicht zu viele Äste stehen lassen und die gewünschte Form eventuell mit Bonsai-Draht gestalten. Zum Abschluss sei nochgesagt, bei jedem Rückschnitt bilden sich neue Verzweigungen.
Euer Grünling

 
 Kussmäulchen (Nematanthus gregarius) und ein wenig über "Gesnerien"
15. Juni 2022: Unverkennbar, das liebenswürdige Kussmäulchen (Nematanthus gregarius), einerseits mit den schönen glatten, dunkelgrün glänzenden Blättern, die auf der Unterseite rötliche Flecken vorweist, und der orange-roten bauchigen Blüte, welche an ein zum Kuss gespitztes Mündchen erinnert. Auch können die Blüten mit kleinen Lampions verglichen werden. Es gehört zu den Gesneriengewächsen innerhalb der Ordnung der Lippenblütler.
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Gesnerien sind tropische Pflanzen mit 160 Gattungen mit über 3'800 Arten. Meist mehrjährige Halbsträucher, Sträucher, Lianen oder Bäume, die über 13 Meter hoch werden. Entweder aufrecht, kletternd, kriechend oder hängend mit unzählig kurios geformten verschiedenen Blüten in sämtlichen Farbvariationen und Formen. Viele Arten sind sukkulent. Sie alle haben keinen Milchsaft, die Stängel sind meist behaart und gedeihen in immerfeuchten Tropen ohne Jahreszeiten. 
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Sie blühen und fruchten nach der Keimung bereits sehr früh und das meist ohne Unterbrechung viele Jahre lang. Innerhalb der Gesnerienfamile zählen auch das Usambaraveilchen, die Glexinien, die Schiefteller und Drehfrüchte dazu. Gesnerien sind unglaublich facettenreich, man unterscheidet vier Unterfamlien und die Forscher arbeiten weiterhin an der Klassifizierung, was stetige Verschiebungen der einzelnen Pflanzen innerhalb der Ordnungen mit sich bringt. Kurz gesagt, eine Wissenschaft für sich.
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Nun aber wieder zurück zu den Kussmäulchen. Ihre Heimat ist Südamerika, vorwiegend Brasilien. Trivialnamen sind Bauch- oder Goldfischblümchen. Auch hiervon gibt es verschiedene Arten, welche gelbe oder kräftig rote Färbung bis hin zu gestreiften Blüten vorweisen. Sie wachsen anfangs aufrecht, später beginnen die Triebe jedoch herabzuhängen. Aus diesem Grunde eignen sie sich gut für Blumenampeln. Blütezeit ist von April bis in den Oktober hinein. Wichtig ist der geeignete Standplatz. Das Kussmäulchen will es sehr hell, aber keinenfalls direkte Sonneneinstrahlung. Regelmässiges Giessen ist unerlässlich, wobei darauf geachtet werden muss, dass Staunässe vermieden werden muss. 
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Im Winter ist das Kussmäulchen an einem sehr hellen Ort bei 12 bis15 Grad gut aufbewahrt. Durch diese "Kälteperiode" ist ab nächsten Frühling erneut mit zahlreicher Blüte zu rechnen. Nicht austrocknen lassen und hin und wieder mit ein wenig Regenwasser giessen. Im Sommer dürfen sie wieder nach draussen. Die Vermehrung erfolgt duch Kopfstecklinge (die unteren Blätter entfernen), die zu Mehreren in einen Topf gesetzt werden. Nach wenigen Wochen nach erfolgter Bewurzelung treiben sie neu aus. Auch in handelsüblicher Gartenerde fühlen sie sich wohl. Abschliessend sei noch gesagt, das Kussmäulchen ist nicht giftig.
Euer Grünling


 
 Glückskastanie (Pachira aquatica)
08. Juni 2022: Wie könnte es anders sein, der Baum, den ich heute vorstellen möchte, ist in Mexiko beheimatet, wächst aber auch im Norden Brasiliens. In freier Wildbahn sind sie von einem dichten tropischen Blätterdach vor der direkten Sonneneinstrahlung geschützt und werden bis zu 20 Meter hoch. Die Rede ist von der Glückskastanie (Pachira aquatica). Die Namensgebung vom lateinischen Namen "aquatica" kommt nicht davon, dass er viel Wasser braucht, oder im Sumpf steht, sondern, weil sein Stamm wie bei Kakteen ein riesiger Wasserspeicher ist. Im asiatischen Raum symbolisiert der Baum Wohlstand und Glück. Denn mit ihren handähnlichen Blättern soll die Pflanze Glück und Geldstücke einfangen und festhalten.
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Die Glückskastanie ist mit den Affenbrotbäumen verwandt und gehört zur Familie der Wollbaumgewächse, einer Unterart der Malvengewächse. Trivialnamen sind auch "Wilder Kakaobaum" und "Wasserkastanie". Die Namensgebung "Kastanie" beruht auf der Ähnlichkeit der Blätter. Diese sind immergrün, wechselständig, langgestielt, leicht ledrig und fingerförmig.  Der leicht verdickte Stammfuss dient, wie gesagt, als Wasserspeicher. Besonders schön, auffallend und wohlriechend sind die grünlich-gelb oder cremfarbenen dickgestielten Blüten, die an einem Rasierpinsel erinnern.
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Aus den bestäubten Blüten bilden sich grosse braune holzige bis zu 30 cm lange Kapselfrüchte, welche 10 bis 25 Samen, deren Aussehen an "Minikartoffeln" erinnern, enthalten. Die Früchte wiegen bis zu 1,5 kg. Die Samen kann man roh, gekocht, geröstet, frittiert oder getrocknet konsumieren. Auch als Ersatz für Kakao sind sie bestens geeignet. Zu Mehl gemahlen und verbacken ist natürlich ebenfalls möglich. Die jungen Blätter (lasst das nicht unserer Laura oder Lori hören) dienen als frisches Gemüse.
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Die Glückskastanie gedeiht auch in normaler Blumenerde. Wegen ihren kräfigen Wurzeln hat man begonnen, die Zucht in Lavassteinen als Bonsai voranzutreiben und als Verkaufsschlager zu vermarkten. Dazu wird in einem porösen Lavastein ein daumengrosses Loch gebohrt und der Setzling hineinplaziert. Die Wurzeln bahnen sich den Weg durch den Lavastein und sprengen ihn schlussendlich. Bei dieser Variante wächst die Glückskastanie nur sehr langsam und bleibt ein schöner Bonsai. Die Pflanze selber, oder besser gesagt, der Baum, bevorzugt das Austrocknen zwischen den Giessvorgängen. Die Regel: Eher trocken halten. Im Sommer alle 14 Tage giessen, im Winter alle 3 Wochen. Auch in der Stube kann so ein Baum gerne 2 Meter hoch werden.
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Idealtemperatur sind 12 - 25 Grad. Alles unter 12 Grad kann der Pflanze Schaden zufügen. Sollte die Glückskastanie zu gross werden, so kann man sie zurückschneiden, und gleichzeitig daraus Stecklinge machen. Der Trieb darf etwas holzig sein, aber noch elastisch und gut biegsam. Mehrere Triebe können so das Ergebnis eines geflochtenen Stammes  bilden, da die Jungtriebe sehr biegsam sind. Natürlich ist auch die Aufzucht durch Samen möglich, jedoch muss man hierbei sehr viel Geduld haben. Die Samen keimen nämlich erst nach mehreren Wochen oder Monaten. Abschliessend sei noch gesagt: Braune Blätter sind ein Anzeichen von direkter Sonneneinstrahlung, gelbe Blätter weisen darauf hin, dass zuviel gegossen wurde, und abfallende Blätter sagen, dass es der Pflanze zu kalt ist. Euer Grünling

 
 Artischocke (Cynara)
01. Juni 2022: Erstmals ist auch uns der Anbau von Artischocken gelungen. Die Artischocke (Cynara) gehört zur Familie der Korbblütler und ist ein Distelgewächs. 2002 wurde sie sogar zur Arzneipflanze des Jahres gewählt. Ihre ursprüngliche Heimat ist das Mittelmeergebiet. Schon die alten Römer wussten Ihre Qualitäten zu schätzen. Mittlerweile ist die Artischocke mit ihren mediterranem Klimaansprüchen auch in Kalifornien, Südamerika, Südafrika und Australien beheimatet. 
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Soweit mir bekannt ist, gibt es 10 verschiedene Artischockenarten, am bekanntesten sind die "Rundköpfigen" und die mit den spitzen Dornen versehenen Artischocken. Natürlich gibt es auch verschiedene Neuzüchtungen, die sich in Form und Genuss zwar nicht unterscheiden, aber winterresistenter sind. Sie alle mögen voll Sonne, wollen im Wachstumsstadium gerne Wasser, vertragen aber auch wie, alle Distelgewächse, Trockenheit. Die mehrjährige Artischocke ist bedingt winterfest und verträgt je nach Sorte auch bis zu Minus 7 Minusgrade. Wegen ihrer schönen Blütenpracht und dem üppigen Blattwerk wird sie gerne in einem Garten angepflanzt.
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Die Samen keimen im Spätsommer und die Pflanze bildet über den Winter kräftige Blattrosetten mit einer fleischigen Pfahlwurzel. Im Frühling streckt sich die Sprossachse und trägt dann die Blütenstände. Die Blätter sind doppelt fiederschnittig mit langen Stacheln besetzt und können über 200 cm lang werden. Die körbchenförmigen Blütenstände wachsen auf einem bis zu 2 Meter hohen Stängel mit einem Durchmesser von 15 cm. Die "Früchte" oben weisen einen Durchmesser von 10 - 15 cm oder auch mehr auf.
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Die Ernte beginnt Ende Mai bis Juli. Dabei ist darauf zu achten, dass die Knospen geschlossen und eng aneinander liegen. Sobald sich die wunderschöne blaue Blüte öffnet, entwickelt sich die Frucht zu einem ungeniessbaren Strunk. Die Samen sind mit fallschirmähnlichen Pappus (so bezeichnet man die zu Haaren, Borsten, oder Schuppen umgebildeten Kelchblätter) aus der drei bis sieben Reihen an ihrer Basis verwachsenen Haaren ausgestattet. Die Blätter der Artischockenfrucht schmecken deliziös mit einem Dipp oder einer Zitonen-Vinaigrette. Nach dem Kochen, wenn man immer weitere "Blätter" abzieht und abzutzelt, verarmt sich die Struktur und das Heu kommt zum Vorschein. Das Mittelstückwird von den Haaren entfernt und man gelangt zum Boden und dem Herz der Artischocke.
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Die Vermehrung erfolgt durch die Samen, aber da neben der Wurzel der Mutterpflanze in der Regel Ableger wachsen, kann man diese teilen. Wer Zeit und Lust hat, kann sich nun über meinen Artikel über die bei uns zahlreich wachsende "Wilde Artischocke"schlau machen, bei der im Gegensatz zur Artischocke hauptsächlich die Stängel gegessen werden. (hier der Link) oder aber auch über Rezept von Lori's Kräuterschnaps, sprich Cynar (siehe Link). Euer Grünling


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