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Juni 2022
Der Glöckner von Notre-Dame
Wir befinden uns am Fusse der Kathedrale von Notre-Dame in Paris, im Spätmittelalter. Es geschieht noch sehr viel Unfreudiges, jeden Tag hat man es mit Dieben, Bettlern und andern Schlitzohren zu tun. Es gibt Reiche und Bitterarme. Betrüger und ehrliche Bürger. Aber von weitem sind sie nicht zu unterscheiden. Dennoch tummeln sie sich alle in dieser wundervollen Stadt. Loredana schiebt gerade ihr Neugeborenes etwas an die frische Pariser Luft. "Ich hole dir dein Fläschchen, bin gleich wieder da."
Eine Zigeunerin (Berufsbezeichnung) ist auch gerade Mutter geworden, aber das Kind gefällt ihr nicht. Sie plant, es gegen ein anderes auszutauschen. "Der Knabe ist so steinhässlich, die anderen verstossen mich, wenn sie ihn sehen." So geschieht es, dass zwei Säuglinge vertauscht werden. "Du wirst es bei uns gut haben, du hübsches Kind." flötet die Diebin und entführt gerade eine der Hauptfiguren des Stücks von Victor Hugo.
Lori findet dann den missgestalteten Quasimodo anstelle ihrer Tochter.
"Das darf doch nicht wahr sein. Diese Zigeuner, ich habe es immer gesagt. Sobald etwas nicht niet- und nagelfest ist, verflucht, was tue ich jetzt, heul, schluchz, mein armes Kind. Diesen Balg will ich nicht behalten. Ich werde ihn in die Babyklappe von Notre Dame bringen. Mein Herz ist so voller Kummer, ich könnte diesen armen Wurm nicht aufziehen. Und Lori stapft mit dem Kleinen zum Kircheneingang, wo mindestens einmal am Tag der Geistiliche Charles Frollo vorbeikommt.
"Ja, wen haben wir denn da?"
Frollo ist zwar ein gottesfürchtiger Priester, aber er liebäugelt doch auch etwas mit weltlicher Materie. Man erzählt sich, dass er mitunter auch Zaubertränke mixt. Aber man muss ja nicht alles glauben, was die im Spätmittelalter so gemacht haben. Auf alle Fälle findet auch Priester Frollo, dass der Säugling, abgrundtief hässlich ist, und er wird in Zukunft noch hässlicher, weil ihn sein Adoptivvater in den Glockenturm sperrt, wo er keine zwei Meter Platz hat, krumm wird und fast taub vom Glockengeläut. Aber wenn man nichts anderes kennt, ist man mit allem zufrieden.
Quasimodo ist also nicht der Schönste. Er hat ein schiefes Gesicht, einen Buckel und durch sein Leben im Glockenturm überhaupt keine Ahnung. Es gibt aber in den höchsten Höhen der Kathedrale einige, die den armen kleinen Quasimodo ins Herz geschlossen haben. Die Fledermäuse Wuhusch, Flatter und Alfi kommen allabendlich flügelschlagend bei ihm vorbei, wenn sie ihr FLEDERMAUSTREFFEN haben. "Was ist, Quasimodo, schau doch mal aus dem Fenster. Die Sonne lacht."
"Was interessiert mich die Sonne. Ich bin eine grauenvolle Gestalt, die Sonne würde erschrecken, wenn sie mich sähe." "Aber nein, wer sagt denn so etwas?" Quasimodo senkt den Kopf und ist traurig. "Meister Frollo sagt das jeden Tag zu mir." Die Fledermäuse flattern ganz aufgeregt. "Aber das ist doch gar nicht wahr. Du bist sehr sympathisch, man muss dich nur kennen. Geh doch mal unter die Leute. Zum Beispiel heute!"
Am Fusse der Kathedrale versammelt sich bereits viel Volk. Ein Fest steht an. Die VERANSTALTUNGSUEBERSICHT hing schon wochenlang am Kirchenbrett. Jubel undTrubel.
Ganz Paris ist auf den Beinen.
"Da schaut, die Esmeralda tanzt." Ein aufgeregtes Raunen geht durch die Menge. "Wo, ich sehe nichts, geh mal zur Seite du Rüpel, ich will auch die Esmeralda mit ihrer Ziege sehen." Die Musik spielt zu Gipsy-Rhytmen, die Esmeralda schwingt ihr Kleid herum, klappert mit dem Tambourin und ihre Ziege hüpft im Takt dazu. Solch ein entzückendes Bild schnürt jedem den Ärger ab. Alle freuen sich über den erquickenden Anblick. Esmeralda hat auch ausser Tanzen noch einiges zu bieten. Sie hat ihrer Ziege nämlich Kunststücke beigebracht. " Vanille kann rechnen, schaut her!"
Oben auf den Zinnen der Notre Dame sitzt Quasimodo und schaut aus der VOGELPERSPEKTIVE hinunter, wie das Volk sich vergnügt, wie alle klatschen und fröhlich sind. Und er wünscht sich so sehr, auch einmal fröhlich zu sein und mitzuklatschen. Dazu müsste er aber über hundert Meter in die Tiefe klettern.
Esmeralda tanzt mit ihrer Ziege und führt Kunststücke vor. Das Volk ist begeistert. Vor allem die männlichen Zuschauer sind von der Schönheit Esmeraldas überwältigt. "Los, Vanille, du kannst ja rechnen." singt die Zigeunerin ihrer Ziege zu, wobei Zigeunerin ja nur eine Berufsbezeichung ist, was wir hier nebenbei festhalten wollen. "Wieviel sind vier mal vier?" flötet Esmeralda und schwingt ihre Lockenpracht, dass sich sogar die Blume im Pelz freut. Das Publikum schaut gespannt. Die meisten können sowieso nicht rechnen, aber die, die es können klatschen jetzt schon.
Die Ziege weiss natürlich, auf welches Podest sie hüpfen muss. "Und jetzt die nächste Rechenaufgabe." lacht Esmeralda und lässt die Rüschen rauschen. "Was ergibt sechs und sechs?" Das zuschauende Volk gröhlt. "Unglaublich, diese Esmeralda ist ein Engel, sie muss direkt vom Himmel gefallen sein." Aber wir sind hier im spätmittelalterlichen Paris. Da ist man schneller am Galgen als am nächsten Würstelstand.
Esmeralda hört nach zehn Rechenaufgaben auf, man könnte ja dahinter kommen und sie später des Betrugs bezichtigen und steinigen. Sie klopft noch ein wenig an ihrem Tambourin. lässt die Beine kreisen und den Pelz wippen, dann geht sie bescheiden zurück in die Besucherkulisse, wirft noch ein paar Kusshände und hinterlässt reihenweise Verehrer, die sich nun einbilden, nicht mehr ohne sie leben zu können.
Auch Hauptmann Opüssi ist extra für die Vorstellung angeritten, aber er will nicht, dass man darüber redet. Esmeralda hat ihm nämlich auch einmal zugezwinkert und er ist hoffnungslos verloren. Auch verloren ist nun der Dichter Gringoire (sprich Gräänguar) denn sein Stück mit ein paar Ziegen wird gnadenlos ausgepfiffen. "Ich dachte, Ziegen sind gerade der Renner. Ihr habt alle keine Ahnung von Kunst." muffelt er in seinen Bart und tritt ab. Er wird sogar noch unsanft geschoben. "Los verschwinde, du Langweiler."
Im Paris des Spätmittelalters wird nicht lange gefackelt. Da landet man schon beim kleinsten Missgeschick im Kerker oder auf dem Scheiterhaufen. Gringoire hat im Moment noch Glück, er soll einfach nur verschwinden. Aber in seiner Not, verschwindet er genau in die falsche Ecke. Gleich neben der Notre Dame liegt das Quartier der Diebe und Bettler. Dort ist ein verspotteter Dichter natürlich genau richtig. Es dauert nicht lange, und er wird als Betrüger, Falschspieler und Taugenichts festgenommen. "Ich hätte nicht hierherkommen sollen." fällt ihm zu spät ein.
Die Zigeuner halten sich schon die Bäuche vor Lachen, als der verunglückte Poet da verzweifelt herumstottert, während schon die Ketten rasseln. "Du bist festgenommen, elendiglicher Lügner, Sprachverhunzer, Splitterwörtler!"
"Wir müssen ihm helfen." findet Esmeralda, "er hat nichts Böses getan, er hat einfach niemandem gefallen."
Im Spätmittelalter reichte das schon, um in Ketten zu landen. Parallelen zur heutigen Zeit lassen wir mal in der Luft stehen.... Auf jeden Fall naht für Gringoire die Rettung. Esmeralda kommt.
"Diese Kreatur hat in unseren Höfen keine Zutrittsberechtigung, es sei denn, jemand von euch will ihn heiraten." Ja. Verwandtschaft hat es seit jeher weit gebracht. "Ich werde ihn heiraten." ruft Esmeralda. Alle werden gleich ein wenig länger, dicker und farbiger bei dieser Aussage. "Kannst du das wiederholen? Wir können es nicht glauben."
"Ich, Esmeralda, bin gewillt, Pierre Gringoire zu ehelichen, um ihn vor dem Galgen zu retten."
Vor so viel Mut und Opferbereitschaft sind alle zutiefst beeinduckt. Gringoire lächelt glücklich.
"Das ist natürlich nur eine Scheinehe, damit du das nicht falsch verstehst, ich will dich nur vor dem Galgen retten." Diese Ansage von Esmeralda wirft unseren Dichter natürlich gleich wieder in eine Persönlichkeitskrise, aber Hauptsache ist erstmal, dass er nicht gehängt wird. Inzwischen ist nämlich vor der Kathedrale wieder Grosses im Gange. "Wir wählen heute den Narrenpapst." Quasimodo hört den begeisterten Rufen der Menge unterhalb der Kathedrale von Notre-Dame zu, und er hält es fast nicht mehr aus.
"Ich werde ihnen sagen, dass ich es bin, der jeden Tag die Glocken läutet und ganz Paris liebt, als wäre jedes Hausdach ein Stück meiner geliebten Häkeldecke." Die Fledermäuse haben sich in schattige Kirchenwinkel zurückgezogen, aber ihre Mienen zeigen, sie drücken dem Glöckner von Notre Dame die Daumen, wenn er das erste Mal richtig unter das Volk kommt. Mit einem Seil schwingt er sich die Fassaden der Kathedrale hinunter.
"Wir wählen jetzt den Narrenpapst, Leute, das ist ganz einfach. Jeder, der sich bewerben möchte, schaut einmal duch dieses Loch hindurch. Wer die lustigste Grimasse macht, wird Narrenkönig. Na los, das ist doch keine Sache, wir lachen uns jetzt schon schief und krumm." Aber keiner der Teilnehmer wird ernsthaft lustig gefunden.
"Hab gar nicht gewusst, dass es so schwer ist, ein Komiker zu sein." säuselt Edi und tritt leicht beleidigt ab.
Otto, der sonst eine Lachkanone ist, wenn er den Schnabel aufreist, geht auch allen am Applaus vorbei, doch dann hat Quasimodo den Platz vor der Kathedrale erreicht und guckt fröhlich auch durch das Loch. "Haaaa, haaaa, haaaa!"
"Der ist genial, das muss man erstmal können." Niemand weiss, welche Mühe man gehabt hat, den Frosch Yobeck in einen Glöckner von Notre Dame zu verwandeln. Das Schlimme ist, er wurde während des Drehs immer hübscher. Dabei bräuchte man einen hässlichen Kerl...." Wir lassen uns nun nichts anmerken und folgen der Geschichte.
"Der ist es, habt ihr schon mal eine soo lustige Grimasse gesehen? Der ist unser Narrenpapst, wo ist die Krone?" Quasimodo wird zum Narrenkönig gekrönt. Alle jubeln und schreien. Er weiss gar nicht, wie ihm geschieht. "Meinen die mich? Bin ich wirklich ein König? Verehren die mich, wow, das kann ich gar nicht glauben."
Aber man weiss ja, wie das Volk ist. Kaum kommt es in Massen, ist es unberechenbar.
Quasimodo ist gerade zum König der Narren erkoren worden, schon wollen sie ihm alle wieder an den Leib oder die Krone. Er versteht das natürlich nicht, denn er ist noch voller Freude über den Applaus, er kann die plötzliche Kehrtwendung nicht verstehen. Alle rennen gehässig hinter ihm her und wollen ihm die Krone abjagen. "Du bist ein Betrüger, dein Gesicht ist ja echt, du Scheusal!
"Gib die Krone her, du hast sie nicht verdient."
Quasimodo versteht die Welt nicht. Aber er wirft die unfreiwillig gewonnene Krone den Verfolgern vor die Füsse. Aber jetzt werden diese noch gehässiger. Sie schlagen und treten. Quasimodo stürzt. Als er so auf allen Vieren im Gras liegt haben sie hinter ihm die aufmunternden Sprüche bereit. "Recht so, im Dreck musst du landen, du Tunichtgut."
Zwischendurch muss mal gesagt werden, dass das alles hier nur eine Aufführung des Glöckners von Notre Dame ist, dass die "schwierigen" Szenen erst kommen, und dass keines der Tiere freiwillig Gewalt ergriffen hat. Trotzdem ist Quasimodo zu guter Letzt so in die Enge getrieben, dass man ihn festnehmen und in Ketten legen kann. Er glaubt noch eine Weile, dass das noch immer die Ehre ist, die ihm gebührt, weil er ja der Narrenkönig ist. Aber dann geht es ihm langsam schlecht. Er hat unsäglichen Durst, aber das interessiert niemanden.
Esmeralda bringt ihm zu trinken und tröstet ihn auch ein wenig. "Weisst du, das Volk ist wankelmütig. Du kannst dich auf keine einzige Stimme verlassen." Quasimodo fühlt sich richtig verwöht, als ihm diese schöne Tänzerin einen Schluck Wasser kredenzt. Inzwischen ist aber schon Charles Frollo, der Priester, unterwegs. "Was treibst du hier für dumme Scherze, Quasimodo, komm sofort zurück in den Glockenturm."
Aber jetzt kommt heraus, dass es der brave Priester, Mönch, Adoptivvater von Quasimodo höchstselbst auf die schöne Esmeralda abgesehen hat. Haltet euch an den Stühlen fest, der schlimme Teil der Geschichte geht ja jetzt erst richtig los. Hoffen wir, dass die Kathedrale nächste Woche noch steht.
Wer Lust hat, kann ja in der Zwischenzeit die Geschichte von Victor Hugo lesen.. Schmunzel.
Quasimodo
Edi, die gugelländische Leseratte, ist wieder in ein Buch vertieft. "Das wäre eine wunderschöne Geschichte, wenn sie nicht so abgrundtief traurig und hässlich wäre." seufzt er und holt erst einmal tief Luft. Aber es ist bereits beschlossene Sache, dass man den Glöckner von Notre Dame aufführen wird, wenn auch in gugelländischer Version. Aber noch sind die Drehbucharbeiten nicht abgeschlossen. Verschiedene Dichter hocken hinter ihren Notizen und brüten an einer weniger brutalen Art der Darbietung herum.
Gleichzeitig laufen schon die Vorbereitungen für den Bau der Kathedrale. "Ich habe kein Problem," findet Laura, die gugelländische Basteltante, "eine Kirche abzukupfern ist immerhin einfacher als ein Perpetuum Mobile zu bauen." Laura's Helfer müssen meistens nur die Rolle mit dem Kleber halten oder die Skizze, dass sie nicht vom Wind verweht wird. Aber Laura ist meistens beim Bauen auch sehr redselig und weil die Geschichte vom Glöckner so interessant ist, hat es heute viele Bastelgehilfen. Vor allem Otto ist ein Wunderfitz und möchte alles über diese Glockenblume wissen.
"Ein Glöckner ist jemand, der in der Kirche die Glocken läutet. Das ist ein verantwortungsvoller Beruf, aber auch sehr gefährlich." Während Otto und seine Freunde noch vor Staunen das Klebeband verwuseln, sitzt Miezi gedankenvoll auf einem Stein und denkt über das Szenenbild nach. "Wenn der Gartenschlauch verschwunden ist, müssen wir uns über die üppige Vegetation Gedanken machen. Die passt nicht nach Paris." Harry versucht, es allen recht zu machen, da saust Loredana auf den Platz. "Das ist alles Pfefferminze, ihr könnt die doch nicht einfach niedermähen!"
"Und was ist denn das Besondere an diesem Glöckner, Laura?" Es liegen schon einige Skizzenblätter herum, alle setzen ihre Fantasie in Bewegung und versuchen, sich vorzustellen, wo in dieser Kirche wohl die Glocken sind und wie der Glöckner wohl aussehen mag. "Der Glöckner von Notre Dame ist eine hässliche Missgeburt." erzählt Laura wie selbstverständlich, "er hat einen Buckel und ein schiefes Auge, er wurde eines Tages als Baby vor der Kirchentüre abgelegt. Der Priester Frollo hat ihn dann aufgenommen und Quasimodo genannt." Otto entwickelt schon Sympathie mit Quasimodo. Aber Laura hat keine Zeit mehr zum Erzählen, sie muss weiterbauen.
Inzwischen ist das Gelände vor der zukünftigen Kathedrale frei von Pfefferminze. Harry hat wie immer handwerkliche Power mit Gerät verbunden und rattert nicht gerade leise durch das zukünftige Paris. Otto hat es erwischt. Er krallt sich Edi's Buch und liest auf eigene Faust weiter. "Das ist ja schauderhaft. Wie konnten die nur so gemein sein? Das ist ja schlimmer als Entenjagd!" Endlich ist Laura wieder da. Sie hat schon die halbe Kirche zusammengeklebt. "Aber, Otto, das ist doch nur eine Geschichte von Victor Hugo, der hat sich das alles nur ausgedacht."
Die gugelländische Realität holt zwischendurch alle wieder ein. Grünling schlägt Alarm. Irgendeine fresswütige Bestie hat sich an seiner Kürbis-Plantage vergriffen. In der sonntäglichen Frühe hüpfen daraufhin ein paar Neugierige ins Kürbisland von Grünling, in der Hoffnung, den Übeltäter festnehmen zu könnnen. Wolki trifft auf einen Hirschkäfer. "Hast du die Kürbispflanzen von Grünling angefressen?" Es muss ein echter Feinschmecker sein, denn nur die jüngsten, frischesten Triebe sind weg. Grünling ist verzweifelt.
Aber alle stehen hinter ihm. Man hat auch schon eine Idee zur Feindesbekämpfung. Da es sich wahrscheinlich um ein pflanzenfressendes Tier handelt, könnte es sein, dass es schreckhaft ist. "Wenn wir nun überall Ballons hinlegen, und wenn das Tier kommt, einer zufällig zerplatzt, kriegt es so einen Schreck, als wäre geschossen worden, und es kommt nie wieder!" Nach kurzer Zeit sieht es in Grünlings Kürbisplantage aus, als würde ein Fest statt finden.
Doch nicht jeder ist ein Meister im Ballons aufpusten. Die drei Freunde Vanille, Gemsi und Böcki stehen eine Zeit lang nur fragend vor diesen bunten Gummischläuchen herum. "Meiner ist kaputt." schimpft Böcki. Es geht gar keine Luft rein. Aber da naht schon Hilfe. Loredana schreitet mit zwei Fröschen im Schlepp über den kürbisheiligen Boden. "Ihr seid Wetterfrösche, ihr versteht sicher etwas von Ballons, wir helfen jetzt Grünling bei der Kaninchenbekämpfung."
Langsam sieht es wirklich aus, als würde ein Fest stattfinden. Die bunten Ballons im Kürbisfeld? "Was hat das zu bedeuten?" fragt Miezi, als sie mit Edi herbeispaziert. "Wir suchen die Ziege, ist sie bei euch?" Aber die Pustegesellschaft hört nichts. Alle sind damit beschäftigt, diese bunten Luftikusse aufzupusten. "Was die wohl wieder zu feiern haben?" fragt sich nun auch Edi.
"Wir feiern nicht, im Gegenteil, das ist unsere Verteidigungsstrategie. Mein Kürbisland wird angegriffen." Miezi und Edi sind ehrlich bestürzt. Grünling zeigt eine zutiefst zerstörte Laune. "Wer greift denn an, Rehe, Wölfe, Saurier?" Alle gucken sich das Kürbisfeld rundherum an. Es ist überhaupt nichts zu erkennen. "Wahrscheinlich Kaninchen!"
Miezi und Edi unterdrücken ihr Schmunzeln, denn Kaninchen sind doch so süss und denen kann man doch ein paar Kürbispflänzchen nicht abschlagen. Aber Grünling weiss es besser. "Wenn dann die ganze familiäre Horde kommt, kann ich meine Kürbisse abschreiben!"
Mauli pustet noch fest in einen gelben Luftballon hinein. Aber als er sich vorstellt, dass wegen dem Knall das Kaninchen vielleicht vor Schreck tot umfallen könnte, nimmt er etwas zu viel Luft, und - P E N G - . " Sorry, Grünling, vor diesem Fetzen kann kein Kaninchen mehr Angst haben." Jetzt erklärt Miezi endlich ihr Kommen. "Tut mir leid, wegen den Kaninchen, Grünling, aber ihr müsst alle runterkommen zur Besprechung, es gibt Rollenverteilung für eine neue Geschichte. Ihr könnt hier gerne noch fertig machen, Edi und ich gehen schon mal runter und nehmen die Ziege 'Vanille' gleich mit. Sie bekommt eine Hauptrolle."
Vanille hat schon einige Rollen gehabt, aber noch nie eine Hauptrolle. "Es gibt noch so viel zu tun." seufzt Miezi, "die Notre Dame muss gebaut werden, wir brauchen einen hässlichen Glöckner und vor allem eine wunderschöne Esmeralda." Obwohl Miezi eigentlich immer die Prinzessin spielt, wenn es um Schönheit geht, diesmal winkt sie ganz bestimmt ab. "Den Zigeunerinnencharakter habe ich einfach nicht. Aber ich habe schon eine Idee." Harry saust noch mit dem Staubsauger über die gemähte Fläche. "Ja, einen Rasenmäher kann man wie einen Staubsauger einsetzen."
Beinahe hätte er Männi nicht gesehen. "Was machst du hier, ich denke, du bist mit Edi und Miezi auf der Talentsuche." Harry macht ein sorgenvolles Gesicht als er in Männi's traurige Äuglein schaut. "Ich habe total verpennt und das Treffen verschlafen. Dann bin ich bei Laura stecken geblieben und dann haben sie gesagt, das Fest sei schon vorbei." Gerade kommen Miezi und Edi mit der Ziege von Grünling's Festwiese zurück. "Ah, Männi, mach dir nix draus, du kommst immer noch rechtzeitig für die Rollenbesprechung. Aber du kannst noch Grünling und die anderen rufen, die sollten jetzt mit ihren Aufblaskünsten auch langsam fertig sein."
Man versammelt sich unter dem Feigenbaum, gleich neben der zukünftigen Notre Dame. Edi hat vor sich einen grossen Notizblock. Damit er nichts Falsches schreibt, passt Miezi auf, und die Ziege hüpft schon auf dem Tisch herum. "Ich habe die Hauptrolle, mäh mäh mäh." Langsam kommen immer mehr neugierige Komparsen unter den Feigenbaum. "Heute, das verspreche ich euch, bekommt jeder eine Rolle." Miezi blinzelt fröhlich in die Runde.
"Wir brauchen viel Volk." lacht sie.
Edi kritzelt auf seinem Notizblock. "Entschuldigt, ich habe meine KUGELKOPFSCHREIBMASCHINE nicht dabei, aber eine Rolle steht schon fest. Das ist unsere Ziege, Vanille. Jetzt suchen wir die Esmeralda. Das sollte eine feurige Zigeunerin sein." Leicht gesagt. Amanda zieht den Kopf ein. So feurig fühlt sie sich nicht gerade. "Warum in die Ferne schweifen." grinst Edi und Miezi ergänzt. "Genau, wir haben ja eine Esmeralda. Möchtest du die Rolle spielen?"
Allen stockt der Atem. "Esmeralda? wer ist das, noch nie gehört!" Aber natürlich, man hat eine echte Esmeralda. "Sie ist von Beruf Ameisenbärin, aber das hat nichts mit ihren schauspielerischen Fähigkeiten zu tun." Das Getuschel hört erst auf, als Miezi die Esmeralda vorstellt. "Traust du dir zu, mit einer Ziege vor der Kirche ein paar Kunststücke zu machen und zu tanzen, dass jeder Priester vom Hocker fällt?"
Der Priester ist auch schnell gefunden. Es ist Odin mit dem grünen Schnabel.
Die Tatsache, dass alle nun französichen Pöbel spielen sollen, verursacht ein wenig Übermutstimmung in der Castinggruppe. Als Hummi den blauen Cirillo spasseshalber in den Schwanz kneift, gibt es schon die erste Pöbelei. "Hatte meine WEISHEITSHANDSCHUHE nicht an, sei doch nicht so ein feiner Pinkel. Wir spielen das Volk."
"Für den Glockenturm brauchen wir auch Fledermäuse!"
Es fängt schon an, zu brodeln in der Menge. "Wer wird denn nun der Quasimodo, diese arme bucklige Gestalt, die ausser dem Glockenturm der Notre Dame noch nie etwas gesehen hat." "Und wie lösen sie das Problem, dass am Schluss alle tot sind, das ist doch nicht gugelländisch, oder?" Erst muss ja noch die Notre Dame gebaut werden. Laura hat ihre Gesteinsblöcke zusammen. "Komm Harry, diese Rondelle kommt in die Mitte, die ist wie geschaffen für die Notre Dame."
Das einzige, was der zukünftigen Kathedrale nun noch fehlt ist der überdimensionale KIRCHENGLOCKENSCHALL. Das gugelländische Modell hat nur ein kleines Glockenspiel. "Leute, das ist eben die Kunst, diese paar Glöckchen müssen eben auch ihre schauspielerische Leistung erbringen." Und wie von Geisterhand fängt es an, zu bimmeln.
Laura muss noch mit dem Spray arbeiten. "Mir rieselt es jetzt schon kalt den Rücken runter." schaudert sie. "Ach ja, unten mache ich dann noch ein paar Fenster und Türen rein."
Der Sonntag schwebt dahin. Es ist so heiss, dass sich alle in die Eisdiele von Schangelina verzogen haben. Laura aber hält noch durch. "Das wird unser Glanzstück. Ich habe zwar schon die Oper von Sidney gebaut, aber noch nie die Notre Dame von Paris. Und sie sprayt noch ihre schwarzen Fenster von den Glockentürmen. Man ist jetzt schon ganz verliebt in die Geschichte, die ja so schrecklich sein soll.
Deshalb warten wir ja auch geduldig, bis eine neue Version da ist. Es wird genau so dramatisch werden, aber ganz ganz sicher, wird niemand sterben. Allerdings ist bei den Proben schon fast die Notre Dame gestorben. Ein heftiger Wind hat sich ohne Ankündigung angehängt. Es wurden alle gerettet.
Wir freuen uns schon auf nächste Woche und ihr hoffentlich auch.
Krami und Moby
Im Februar 2020 war Krami das erste Mal in Gugellandia. Damals ist sie mit Harry nach Machu Picchu gefahren. Das Wetter war nicht gerade prickelnd, deshalb ist es umso schöner, dass beim heutigen Besuch kein Wölkchen am Himmel hängt und man herrliches Juniwetter geniessen kann. Laura ist Moby's beste Freundin und will ihm ein wenig bei der Organisation helfen. Gerade bespricht sie ihren Plan mit Harry hinter dem Haus. "Ich brauche eine Bowling-Bahn. Kannst du mir irgendwas empfehlen?"
Sie finden im Fundus zwei lange Dachhängel. "Wenn wir die zwei nebeneinander legen, hast du eine optimale Bahn, wo keine Kugel mehr ausbrechen kann." "Danke, Harry." Laura freut sich, und kümmert sich wieder um ihre Milchflaschen, während ein paar starke Freunde die zukünftige Bahn erst einmal probeweise in die Wiese legen. "Jetzt muss ich noch Moby von meinem Plan erzählen, damit er sich auch richtig auf Krami freuen kann."
Inzwischen ist Moby schon ganz aufgeregt. "Sie erwartet sicher etwas Abenteuerliches. Schliesslich war sie letztes Mal mit Harry in Peru." Aber Krami erwartet überhaupt nichts. Sie ist selber schon ganz aufgeregt, als sie aus dem Beamgerät klettert und mitten auf der Wiese bei Moby landet. "Hallo, Moby, sieht ja ganz anders aus als letztes Mal." "Ja, da war ja auch noch Februar." lacht Moby verlegen und holt die anderen Lamas herbei. Mit denen hat sich Krami nämlich schon vor zwei Jahren angefreundet.
Im Hintergrund scheint irgend etwas los zu sein. Es tönt wie auf den Strassen von New Orleans. Fröhliche Blasmusik lässt die Gemüter wippen. Tatsächlich zieht eine bunte Gesellschaft in unterschiedlicher Formation duch die gugelländische Hauptstrasse. Sie scheint etwas zu folgen, aber was genau das ist, kann man im Moment noch nicht erkennen. Zuhinterst bildet Schnecke Lulu das Schlusslicht.
"Wir können uns ja anhängen," schlägt Moby vor, dann finden wir am ehesten heraus, was es mit dem Umzug auf sich hat." Aber auch die Teilnehmer dieser lustig hin und herwackelnden Truppe wissen nichts Genaueres. "Sieht aus wie ein Negerbegräbnis." sagt Moby und schlägt sich gleich auf den Mund. "Upps, Neger darf man ja nicht mehr sagen." Alle lachen. Tatsächlich ist ganz zu vorderst eine Art Kiste erkennbar, die von vier Papageien mehr geschoben als getragen wird. Dahinter sieht man Schnorbert und Couscous. "Ob wohl wirklich jemand gestorben ist?"
"Ach was, in Gugellandia stirbt man nicht, da ist sicher eine Überraschung drin." Es sammeln sich immer mehr Schaulustige am Strassenrand. "Dafür, dass es ein Begräbnis ist, sind die aber alle äusserst fröhlich." findet Schangelina. "Ausser Schnorbert, der setzt wie immer seine Leichenbittermiene auf."
Der Umzug kommt jetzt dann gleich bei der Haustüre vorbei. "Vielleicht passiert dort etwas, der Sargdeckel springt auf und ein neues Plüschtier hüpft heraus?" überlegt Krami. "Oder der Sarg ist leer, und einer von uns wird hineinverfrachtet." Domi und Miranda gucken sich ängstlich an. "Ach was," findet Krami, kommt mit, das wollen wir jetzt noch wissen, was da in der Kiste drin ist. Folgen wir dem Zug."
"Oh, Krami, willkommen in Gugellandia." freut sich Lulu, die Schnecke. Zwischendurch kommt der Zug etwas ins Stocken, weil verschiedene pflanzliche Hindernisse auf der Strasse stehen. Aber dann hüpfen einfach alle auf der Stelle weiter, damit sie nicht aus dem Rhytmus kommen. Im nahen Gebüsch haben sich Gonni und Kai verschanzt. Sie würden ebenfalls zu gerne wissen, was in dieser Kiste drin ist."
"Auch wenn es wie ein Begräbnis aussieht, das ist nur ein Trick. Die haben einen wertvollen Schatz, den sie unbemerkt irgendwo vergraben wollen." mutmasst Gonni. "Die Frage ist nur, wie können wir den Sarg mopsen, ohne dass sich die ganze Meute auf uns stürzt." rätselt Kai. Den beiden ist klar, dass sie diese Kiste unbedingt in ihren Besitz bringen müssen. Egal, was drin ist.
Immer mehr Leute schliessen sich dem Umzug an. Konstantin, der vor der Kiste hergeht, hat seine Flügel fromm zusammengelegt. Dahinter kichern Cirillo und Amanda. "Du stehst mir dauernd auf den Schwanz. Wenn du nicht aufhörst, kannst du ja vorne gehen.""Wieso, ist doch lustig." findet Amanda und wackelt im Takt zur Musik.
"Du meinst, es ist gar kein Begräbnis?" fragt Quendoline, das neuste Tier in Gugellandia Hazel, die schon länger hier lebt. "Nein, es wird ja heute auch kein Film gedreht, das letzte Begräbnis war bei Oliver Twist, und da ging es nicht so fröhlich zu." Das haben Gonni und Kai gehört. "Siehst du, die haben irgend etwas Wertvolles in der Kiste, ich hab's ja gewusst."
Der Umzug geht weiter, um das ganze Haus herum, jetzt sind sie beim Aprikosenbaum. Wenn man etwas vergraben möchte, ist man hier auf dem richtigen Weg zum Garten oder zum Acker. Gonni und Kai sitzen gut getarnt in den Ästen und überlegen krampfhaft, wie sie sich die Kiste unter den Nagel reissen könnten. "Wir können ja warten, bis sie den Schatz vergraben haben, und dann wieder ausbuddeln." schlägt Gonni vor. "Nein, so lange können wir nicht warten. Ich habe eine Idee."
Niemand bemerkt wie Gonni vom Baum verschwindet und bald darauf mit reichlich Beute von einem anderen Baum zurück kommt. "Wenn wir ihnen die Kirschen auf die Köpfe werfen, werden sie sich alle so wundern, dass sie den Sarg vergessen, dann können wir ihn ganz leicht entführen. Clever von mir, nicht wahr?" Der Plan von Kai mag ja ganz gut sein, aber ob er wohl klappt?
"Habt ihr das gesehen? Kirschen. Vom Aprikosenbaum regnet es Kirschen. Und sogar verschiedene Sorten!" Natürlich klappt das Verwirrspiel der zwei Gauner besonders gut bei diesen gaumenverwöhnten Papageien, die vor keiner Beere Halt machen. Sogar Konstantin, der Eselspinguin lässt sich ablenken und fällt auf das Wunder des Vielfruchtbaumes herein. "Jetzt, Gonni, schnapp dir die Kiste, wir treffen uns hinter dem Heidihaus."
"Hilbe, Überball!" schreit Battamba mit dem Schnabel voller Kirschen. Aber Gonni und Kai haben den vermeintlichen Sarg bereits in Sicherheit gebracht und öffnen nun gespannt die Kiste. Aber wo ist der Schatz? "Nichts drin, nicht mal eine Leiche." Gonni ist masslos enttäuscht. Und der Hai ist abgrundtief verärgert. "Diese miesen Gutelaunegecken haben uns reingelegt."
Jetzt wird endlich auch das ganze Rätsel gelüftet. "Da drin war nur die schlechte Laune von mir." sagt Konstantin. "Ich wollte sie vergraben, aber ich wette, nun hat sie jemand anders, ha ha ha."
Alle lachen und suchen noch die verstreuten Kirschen zusammen. "Aber wir sind ja auch dumm, wenn wir glauben, dass es vom Aprikosenbaum plötzlich Kirschen regnet. Hi, hi, hi."
"Komm, Krami, jetzt können wir endlich die neue Kegelbahn einweihen." Moby lädt gleich alle 'Trauergäste' ein zum Spielen. Aber zuerst gibt es noch eine willkommene Abkühlung mit dem Wasserschlauch, denn die Bahn muss noch etwas gereinigt werden.
"Wir spielen erstmal eine Lamarunde. Wer die meisten Kegel getroffen hat, ist Sieger. Welchen Ball bevorzugst du, Krami?" Es stehen verschieden schwere Bälle, ja sogar Steine zur Auswahl. "Ich glaube, mit dem Grössten werden wir kleinen Tiere am erfolgreichsten sein."
Moby versucht sein Glück als Erster.
Tatsächlich wirft er mit seinem ersten Schuss gleich drei Milchflaschen um. Jetzt tritt Laura's Kugelrücktransportsystem mit seiner ABWAERTSROLLFUNKTION in Kraft. "Tolle Erfindung, Laura, wirklich." Als Zweite ist Miranda dran. Sie ist doppelt so gross wie Moby, aber auch bei ihr fallen nur drei der Kegel um.
"Dabei war ich mal im ROLLSCHUHFAHRERCLUB, da hat man immer noch eine Chance, wenn's nicht läuft." jammert sie. "Na schön, Miranda bekommt einen zweiten Versuch." Das Publikum schreit auf und klatscht, als eine Flasche nach der anderen umfällt. Nur noch zwei bleiben hartnäckig stehen. Und erneut sind Chrugi und Hummi am Aufstellen. Dazu brauchen sie unsichtbare WEISHEITSHANDSCHUHE, damit jeder Kegel wieder die genau gleiche Aufstellung bekommt. Laura schiebt die Kugel wieder in die Aufwärtsbahn, die abwärts verläuft. Im Vorbeigehen blinzelt sie Amanda zu. "Jetzt ist mir gerade die Idee gekommen, was wir dieses Jahr bauen."
Nun ist die kleine Leila an der Reihe. Sie ist nur halb so gross wie die Kugel und nimmt deshalb ziemlich viel Anlauf. Das Publikum klatscht und feuert den Ball an. Auch Domi versucht noch ihr Glück, aber bis jetzt, hat noch keiner alle Neune gekippt.
Endlich geht Krami an den Start. Sie ist etwas grösser als Leila, aber sie nimmt doppelt so viel Anlauf. "Zielen muss man ja auch noch." lacht sie. Die Kugel rollt. Alle halten den Atem an. Immer näher kommt der Ball den Kegeln. Alle passen gut auf, dass niemand schummelt. An so einem übermütigen Sonntag wie heute muss man ja mit allem rechnen. Aber es geht mit rechten Dingen zu.
Krami schmeisst alle Neune um. Ein Riesenjubel erschallt. Sogar Grünling und Peso hüpfen vor Begeisterung in die Luft. Die Zuschauer klatschen und rufen 'Bravissimo'!
Natürlich geht das Kegelturnier noch den ganzen Nachmittag weiter, und als alle müde und hungrig sind, kommt auch Loredano mit der Torte.
Die müssen wir uns leider vorenthalten, denn Laura will ja noch ihre Idee zum Bauen verkünden.
"Haltet euch fest: Der diesjährige Bauwettbewerb besteht in folgender Aufgabe:
Wir bauen ein Perpetuum Mobile."
Krami reist voller Eindrücke nach dem Fest wieder mit dem Beamgerät nach Oldenburg.
"Danke, Moby, es hat mir richtig gut gefallen."
Brüderchen und Schwesterchen (Teil 2)
Alle warten gespannt bis es endlich los geht. Es findet eine grosse Hochzeit im Schloss statt. Der König hat endlich eine Frau gefunden, die er heiraten möchte. Es ist niemand anders als das Schwesterchen, das mit ihrem, in ein Reh verwandelten, Brüderchen in einer Waldhütte versteckt gelebt hat. Selbstverständlich darf das Rehlein überall dabei sein. Es empfängt das Hochzeitspaar am Eingang der Kapelle.
Alle gucken atemlos zu, wie der König mit seiner neuen Gefährtin der königlichen Kirche entgegenreitet. "Sie ist wunderschön, ich kann den König verstehen." seufzt Tessy. Das ganze Publikum bricht nun in grossen Jubel aus.
"Hoch lebe das Königspaar!" Das Rehlein schaut ganz stolz einmal nach links und einmal nach rechts. Weil das Schwesterchen wollte, dass es immer dabei ist, fühlt es sich auch nicht verlassen, obwohl die Schwester nun heiratet.
Auf der Zuschauertribüne flüstert man. "Wir könnten ja auch noch in der Kirche heiraten, Wasel, was meinst du, wäre feierlicher als nur beim Waldkauz, dann könnte ich auch eine so lange Schleppe tragen." Vom Glockenturm erschallt fröhliches Geläute. Die Papageien hüpfen auf und nieder und kreischen begeistert. Sogar die gugelländischen Wuwatis begreifen die Dynamik der Situation und lassen sich keinen Moment der Zeremonie entgehen.
Das Schwesterchen und der König stehen nun vor dem Altar und beide sind sehr glücklich. Sogar ihre Pferde sind völlig übermütig, freuen sich, scharren mit den Hufen und schnauben, weil sie nicht zu laut wiehern dürfen. Das Rehlein geht neben dem Schwesterchen her. Die vielen Hochzeitsgäste wundern sich ein wenig. "Warum ist denn das Reh immer an der Seite der Königin?"
"Das ist ihr verzauberter Bruder. Er hat aus einem verhexten Bach getrunken und sich in ein Reh verwandelt." Jetzt erklingen die Orgeltöne und man ist ganz hingerissen, als sich der König höchst selbst noch um die Schleppe seiner Angebeteten kümmert. Und dann warten alle gespannt und mit tränengefüllten Augen auf die Ansprache des königlichen Priesters. Niemand bemerkt, dass der Pinguin nur einen Arm hat und sein rechter Fuss etwas ausgefranst ist. Wer so ein heiliges Amt bekleidet, ist eben unantastbar.
"Es wird nun allmählich Zeit," fängt er an, und alle denken erschreckt, dass er sich wahrscheinlich in der Rede vergriffen hat. "dass wir den Namen des Königs und den von Brüderchen und Schwesterchen erfahren." Ein verhaltenes Raunen ist in der Kapelle zu vernehmen. "Ja klar, er kann ja nicht fragen, möchtest du, Schwesterchen, den König heiraten." Ramona muss einmal die Flossen schütteln. Konstantin nimmt sie am Flügel und sagt. "Psssst."
Nachdem die Formalitäten geklärt sind, erhebt der königliche Priester erneut seinen Flügel und fragt zuerst das Schwesterchen. "Miezi, möchtest du den hier anwesenden König Bradipo zum Manne nehmen, ihn achten und ehren in guten wie in schlechten Zeiten?" "Ich will."
Der Priester kann fast seinen zweiten Satz nicht mehr beginnen, denn die Kapelle bricht unter den Jubelschreien fast zusammen. Als auch der König liebevoll lächelnd nickt und seine Miezi umarmt, läuten die Glocken.
Es wird natürlich ein grosses Fest gefeiert. "Schaut mal, das kommt alles direkt aus der KARAMELLBONBONMASCHINE" freut sich Kasimir. Königin Miezi und König Bradipo sind ein glückliches Paar. Wenn nur das verzauberte Brüderchen nicht währe. Aber dem Rehlein geht es gut. Es hat im Schlosspark ein paar Freunde gefunden. Zusammen suchen sie Pfifferlinge und andere Pilze, hüpfen über Büsche und Bäche und erzählen sich jeden Tag, was sie erlebt haben. "Ich habe zwar keine GAERTNERAMBITIONEN aber, ich habe gesehen, wie deine Stiefmutter mit ihrer hässlichen Tochter durch das Gebüsch ins Schloss gekommen ist."
Tatsächlich kann es die Hexe kaum glauben, als sie sieht, dass das Schwesterchen eine glückliche Königin geworden ist. "Die brauchen noch eine Lektion, wie mir scheint, komm mit, Erkülina, wir sorgen für Gerechtigkeit!" Die Tochter der Hexe ist nicht besonders schön, aber auch nicht besonders böse und lässt sich nur ungern auf die Sache ein.
"Dir gebührt der Platz an des Königs Seite und nicht der blöden Mieze. Du kommst jetzt mit."
Der König tröstet das Rehlein. "Mach dir keine Sorgen, meine Wachen passen auf, dass hier keine böse Stiefmutter hereinkommt. Jetzt warten wir erstmal auf das erste Königskind. Es müsste schon bald so weit sein." Der König freut sich so sehr auf sein erstes Kind, dass er seinen Wachen wahrscheinlich keine Anweisungen gegeben hat, denn schon bald befinden sich sowohl die böse Stiefmutter, wie auch ihre Tochter in der Nähe der Königin.
"Ich locke die Königin weg, und du legst dich in ihr Bett. Ich habe da meine VERDUNKELUNGSMETHODEN. Der Rest ergibt sich von selbst."
Das Kind ist wunderschön, alle freuen sich über den neusten Sprössling des Königshauses. Aber die Mutter braucht noch Ruhe. Es wird kurzfristig eine Kinderfrau eingestellt, die für Mutter und Kind sorgen soll. Leider handelt es sich ausgerechnet um die böse Stiefmutter. Warum niemand rechtzeitig etwas gemerkt hat, liegt in der nebulösen Szenerie der Märchen.
Tatsächlich merkt nicht einmal der König, dass man seine liebe Frau gegen eine halbblinde Hexentochter austauschen will. Erstmal freut er sich unbändig über sein Kind. Auch das Rehlein macht Riesensprünge durch das ganze Schlafzimmer. "Jetzt bin ich Onkel geworden!" Aber der König hat noch ein paar Staatsgeschäfte zu tätigen. Das ist der richtige Moment für die Hexe. "Los, komm." sagt sie zu ihrer knieschlotternden Tochter. "du musst dich nur ins königliche Bett legen, den Rest besorge ich."
"Wer durch diesen Spiegel hindurchgeht, kommt nie mehr zurück." sagt sie mit teuflisch flackernder Stimme und führt dann Miezi aus dem Bett. "Geh nur hindurch, es erwartet dich ein erfrischendes Bad." Die Königin, noch schlaftrunken folgt der Stimme der Amme und verschwindet auf der Stelle. "Leg dich ins Bett, und tu so, als wärst du die Königin."
"Das Kind muss ich auch noch irgendwie los werden." die Stiefmutter ist voller Hass und Bosheit. Als der König seine Frau besuchen möchte, schnauzt sie ihn an. "Kannst du denn nicht ein wenig Rücksicht nehmen, sie ist schliesslich erst gerade Mutter geworden!" Das Rehlein hat gemerkt, dass sich nicht mehr das Schwesterlein, sondern jemand anderer unter dem Leintuch versteckt. Aber es traut sich nicht, der Wahrheit ins Gesicht zu schauen.
In der Nacht, als alle schlafen, geht plötzlich die Türe auf, und eine weisse Gestalt kommt herein.
"Wo ist mein Kind, wo ist mein Reh?"
Beide, das Kind, und das Reh erkennen sofort das Schwesterlein und wollen rufen. Aber die weisse Frau erhebt die Hand. "Jetzt komme ich noch zwei Mal und dann nimmermehr."
Das Brüderchen erkennt das Schwesterchen und ist sicher, dass die böse Stiefmutter hinter allem steckt, aber wie kann es dem König sagen, dass eine fremde Person anstelle der Königin im Bette liegt. In der nächsten Nacht geht wieder lautlos die Türe auf und die weisse Frau betritt das Gemach. "Wo ist mein Kind, wo ist mein Reh? Jetzt komme ich noch einmal und dann nimmermehr."
Das Rehlein versucht nun, den König aufmerksam zu machen. Aber die Kinderfrau umgaukelt diesen so mit Worten, dass er sich abwimmeln lässt. "Sie hat eine Nasenbräunung, das ist völlig normal, auch die Zähne werden wieder zurück gehen, machen Sie sich keine Sorgen Herr König. Sie braucht jetzt aber Ruhe, verstanden?"
In der dritten Nacht erscheint die weisse Frau erneut, und das Rehlein ist schon ganz aufgeregt. Der König hat sich nämlich hinter dem Bett versteckt und will nun auch "das Gespenst" sehen. Als die Türe aufgeht, erhebt sich ein kleiner Lufthauch, "das ist sie, das ist meine Königin." Er rennt zu der gespenstischen Gestalt und hebt sanft den Schleier hoch. In diesem Moment voller Liebe und Zuneigung geschieht ein Wunder. Das Schwesterchen wird wieder zum Leben erweckt.
Die falsche Königin muss man nicht einmal aus dem Bett werfen, der ist die Situation von selbst zu brenzlig geworden. Sie und ihre böse Mutter entwischen durch den verzauberten Spiegel ins Nimmerseits, man weiss nicht genau, wer es war, der die Türe mit Schwung zugedonnert hat.
Alle können ihr Glück noch kaum fassen. Da sagt das Rehlein. "Habt ihr diesen Knall gehört, als die Türe zufiel?" Alle sind aber noch mit ihrem eigenen Glück beschäftigt. "Ich glaube, ich verwandle mich zurück in meine ursprüngliche Gestalt." Tatsächlich erlangt das Brüderchen wieder seine erdmännische Figur und springt aufgeregt auf und ab vor Freude.
"Hüpfen habe ich ja nun gelernt."
Jetzt ist das Glück im Königshaus vollkommen, und wir können unser Märchenbuch beruhigt schliessen.
Denn, wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.
Brüderchen und Schwesterchen
So anmutig dieses Märchen beginnen mag, es wird noch ganz schön gruselig werden. Denn die Stiefmutter und ihre Tochter machen es unserem Brüderchen und seinem Schwesterchen nicht einfach. Schon zu Anfang lässt diese böse Hexe kein gutes Haar an den beiden. Sie werden jeden Tag beschimpft und getadelt, so, dass sie beschliessen, lieber in die weite Welt hinauszulaufen, als weiter bei der Stiefmutter und ihrer abgrundtief hässlichen Tochter zu bleiben.
Brüderchen nimmt das Schwesterchen bei der Hand und sie verlassen ihr Zuhause, wo sie ja nur laufend gepeinigt werden. Sie wissen allerdings nicht, wohin sie gehen sollen. Viele Tage sind sie unterwegs, bei Sonne, Wind und Regen. Wenn einer von ihnen traurig ist, ist der andere da zum Trösten, aber irgendwann verlieren beide ihren Mut und würden am liebsten nur noch weinend Mama rufen.
Die böse Stiefmutter aber hat gesehen, wie die Zwei sich auf den Weg gemacht haben und ist eigentlich ganz froh darüber. Sie will aber nichts dem Schicksal überlassen und schleicht ihnen eine Weile nach, um ihnen das Leben noch schwerer zu machen. Da sie eine Hexe ist, kann sie sämtliche Brunnen und Bäche verwünschen, damit die zwei entlaufenen Kinder nirgendwo mehr einen Tropfen Wasser finden werden, der nicht verhext ist.
"Einfach weglaufen, ho ho, was meinen die denn, sie finden wo anders ihr Glück? Da haben sich die zwei aber gründlich verrechnet, hehehe, na, dann wollen wir mal, hex hex, zauber, verwünschibus!" Noch finden Schwesterchen und Brüderchen immer wieder ein paar Beeren am Wegrand, aber langsam verlässt sie die Kraft, und sie wünschen sich ein Dach über dem Kopf und einen Ort, an dem sie bleiben können.
"Hör mal Schwesterchen, Beeren sind ja recht gut und schön, aber ein Schluck Wasser wäre auch mal nicht schlecht." Als sie an ein kleines Bächlein kommen, möchte das Brüderchen gleich hineinknien und daraus trinken. Aber da ruft jemand ganz deutlich: "Halt, nicht trinken. Der Bach ist verzaubert. Wer daraus trinkt wird ein Tiger."
Ein freundliches Schnabeltier hat gesehen, wie die Hexe alle Gewässer verzaubert hat, und es warnt nun Brüderchen und Schwesterchen. "Mehr kann ich leider nicht für euch tun." sagt das ulkige Tier und verschwindet wieder im Unterholz. "Ich werde doch kein Tiger, wenn ich aus einem Bach trinke." lacht das Brüderchen, aber das Schwesterchen zieht ihn von der Quelle weg. "Hör bitte auf den Rat. Wenn du ein Tiger bist, dann wirst du mich zerfetzen, bitte, bitte, trink nicht!"
Das Brüderchen hat aber grossen Durst. "Der Durst wird immer grösser, vor allem jetzt, wo ich nicht trinken durfte!" Sie setzen betrübt ihren Weg fort. "Es kommt sicher bald eine andere Quelle. Tatsächlich erreichen sie einen einladenden Seerosenteich. "Das Wasser ist ganz klar und rein, davon kann ich sicher trinken." freut sich das Brüderchen. Aber da ist schon wieder dieses ominöse freundliche Schnabeltier und warnt. "Trink nicht daraus, sonst wirst du ein Wolf!" Das Schwesterchen zieht ihr Brüderchen flehend weiter: "Bitte, trink nicht, wenn du ein Wolf bist, wirst du mich fressen."
So gehen sie bedrückt weiter. "Hör mal, Schwesterchen, ich habe so einen Durst, bei der nächsten Wasserstelle trinke ich einfach, egal, wie verzaubert sie ist." Nach vielen mühevollen Schritten plätschert es endlich wieder irgendwo. "Da. eine herrliche Quelle." Aber das warnende Schnabeltier ist auch schon wieder da und klatscht in seine SCHNABELTIERPFOETCHEN. "Auch hier ist die TRINKWASSERVERSORGUNG nicht ganz zufriedenstellend. Wenn du aus dieser Quelle trinkst wirst du ein Reh."
Aber der Durst ist stärker als alle Warnungen. Das Brüderchen beugt sich über die Quelle und trinkt von dem Wasser, bis sein Durst gelöscht ist. Das Schwesterchen schaut ihn verzweifelt an. "Du hast von dem Wasser getrunken, du wirst dich in ein Reh verwandeln und von mir wegrennen. Dann habe ich gar niemanden mehr."
Und das Schwesterchen fängt an, bitterlich zu weinen.
Das süsse Rehlein bekommt Mitleid mit seinem Schwesterchen. "Aber ich hatte solchen Durst, ich konnte einfach nicht anders, du musst mich eben irgendwo festbinden, damit ich nicht davon renne." Und jetzt weinen beide zum Stein erweichen. Das Schwesterchen hat noch von seiner Mutter ein schönes Band und sucht ein paar Binsen zusammen, um eine Leine für das Rehlein zu flechten.
"Das ziehst du jetzt an, dann kannst du nicht davonspringen, und wir werden trotz allem zusammen bleiben." Bald darauf kommen sie an eine verlassene Hütte im Wald. "Hier wohnt niemand, hier können wir bleiben. Wir haben ein Dach über dem Kopf, und ich werde den ganzen Tag Beeren und Pilze sammeln, damit wir genügend zu essen haben." Das kleine Reh freut sich. "Das ist ja ein richtiges HUNDERTWASSERGEBAEUDE, es hat rundherum überall kleine Quellen, aus denen wir trinken können,"
Einige Tage sind Brüderchen und Schwesterchen mit ihrer neuen Behausung recht glücklich. Aber eines Morgens hört man ein Jagdhorn durch den Wald schallen. "Oh, hast du das gehört? Schwesterchen, dieser Klang, da muss ich loshüpfen, bitte lass mich zur Tür hinaus." Aber das Schwesterchen hat natürlich Bedenken. "Das sind Jäger, die werden dich verfolgen und abschiessen. Nie im Leben lasse ich dich da hinaus." Aber das Rehlein hüpft ungeduldig vor der Tür herum. "Bitte bitte, ich passe auch gut auf mich auf, öffne und lass mich mitjagen."
Das Bitten des Rehleins lässt das Schwesterchen weich werden und sie sagt: "Na schön, aber am Abend bist du gesund und munter wieder da. Klopfe an die Türe und sage, lass mich herein, mein Schwesterlein. Dann mache ich dir auf. Alles klar?" Wieder ertönt das Jagdhorn des Königs und das Rehlein springt übermütig von dannen. Jetzt ist allerhand los im Wald. Das Schwesterlein schliesst angsvoll die Türe zu und hofft, dass dem Rehlein nichts passiert.
Aber dieses ist voller Glück und Übermut, springt in grossen Sätzen über hohe Stauden und hohle Bäume. Die Jäger des Königs sehen das Reh mit dem goldenen Halsband und wundern sich. "Das ist kein normales Reh, ich möchte es lebendig haben." sagt der König und weist seine Jäger an, es einzukreisen, aber nicht zu verletzen. Aber das Rehlein ist flink und gewandt und kann seinen Verfolgern immer wieder entkommen.
Als es Abend wird, ist auch das Rehlein müde geworden und es kommt zu dem kleinen Häuschen zurück. "Lieb Schwesterlein, lass mich herein, ich bins, dein Brüderlein." Dankbar öffnet das Schwesterchen die Türe, und das Rehlein erzählt ihr lachend und freudig seine ganzen Erlebnisse. "Darf ich auch morgen wieder hinaus, wenn die Jäger kommen?"
Der König hat seine Krone in die Satteltasche gesteckt, damit er schneller reiten kann. Das Reh mit der goldenen Spange um den Hals hat es ihm angetan. "Ich muss dieses Reh fangen. Es wird mein Schicksal besiegeln, das weiss ich." Und auch an diesem Tage lässt das Schwesterchen ihr ungeduldiges, von den Jagdhörnern angezogenes Brüderchen, in den Wald hinaus. Dankbar macht es die höchsten Sprünge und vollführt Kapriolen wie man es schöner noch nie gesehen hat.
"Das ist der König höchstpersönlich, der hinter mir her ist, hi hi, welche Ehre, aber nicht mal der erwischt mich." freut sich das Brüderchen. Diese vielen Hindernisse, die ein Wald so zu bieten hat, sind einfach zu lustig, um zu überspringen. Wer noch nie ein Reh war, hat davon natürlich keine Ahnung. Aber gegen Abend ist das Brüderchen dann doch ein wenig ins Hinken geraten, weil ihm so ein frecher Tiger direkt vor die Füsse gelaufen ist. "Aha, der hat auch aus dem falschen Bach getrunken! Ich gehe wohl lieber nach Hause."
Aber der freche Jäger ist ihm gefolgt und hat beobachtet, wie das Rehlein an dem kleinen Waldhaus pocht und ruft: Lieb Schwesterlein, lass mich herein, ich bin's, dein Brüderlein. "Das muss ich dem König erzählen, dann werde ich sicher zum Kammerjäger befördert und muss mir nicht mehr jeden Tag die Pfoten dreckig machen." Als der König hört, was sich da abgespielt hat, ist er sehr angetan und schlägt noch einen dritten Tag für die Jagd vor. "Haltet das Tier in Schach, aber ihr dürft das Reh nicht töten, ich will das Geheimnis lüften."
Auch am dritten Tag der Jagd ertönen wieder die Hörner, dass es eine Freude ist, und das Rehlein hüpft an der Tür obwohl das Schwesterchen seinen verknaxten Knöchel noch schonen will. "Bitte, bitte, lass mich raus, ich bin doch immer wieder pünktlich zu Hause." Der König packt seine Krone wieder in die Satteltasche und ist gespannt, ob er auch heute wieder das Reh mit dem goldenen Halsband durch den Wald hüpfen sieht.
Das Rehlein ist nun schon recht heimisch in diesem ganzen wildwüchsigen Dschungel und schlägt sich durch, ob nun ein Jäger oder grad meherere hinter ihm her sind. Es macht ja auch Spass, immer wieder Haken zu schlagen oder einen Abhang zu benutzen, wo diese Pfeifen nicht hinterherkommen. Ha, ha. Eben, Reh muss man sein, sonst kann man das nicht verstehen. Aber als es Abend wird, und das Rehlein zurück zum Haus läuft, wird es von diesem frechen Tiger aufgehalten. "Warte noch eine Sekunde. Der König hat noch was zu erledigen." Leiser Nebel senkt sich schon über den geheimnisvollen Wald. Der König steigt vom Pferd und nähert sich dem kleinen Häuschen. Dann klopft er an die Türe. "Lieb Schwesterlein, lass mich herein, ich bins dein Brüderlein."
"Upps, ich hätte die Krone anziehen müssen." Aber die Türe geht trotzdem auf. Vor dem König steht das schönste Mädchen, das er je gesehen hat. Er entschuldigt sich auch gleich für seine List und das Schwesterchen kann sich auch ein wenig über den Besuch freuen. Wann klopft schon mal der schöne Prinz einfach an die Tür? Na eben. Das Schwesterchen ist sehr angetan von dem jungen, hübschen König und willigt ein, mit ihm auf das Schloss zu kommen. "Aber nur, wenn Brüderchen mitkommen darf."
Jetzt geht ja das Märchen erst richtig los. Bis nächste Woche......
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