Mit Fisch tun wir uns im Piemont schwerer, denn es hat ja kein Meer direkt hier. Aber es ist eine Stunde bis Savona und ans Mittelmeer. Aber unser Fisch, der kommt ja womöglich von den Bergen. Ich frage Loredana, woher sie den Fisch hat, und sie sagt, sie hat ihn im Lidl gepostet, er wäre tiefgefroren und somit noch frisch. Mal sehen. Wie wir den Fisch entfalten, stellen wir fest, es ist ein Baccala.

Das sind die Fische, die eigentlich nicht gerne gefischt werden, weil sie nicht so edel sind, und etwas Vorbereitung bedürfen. Unserer ist aber fixfertig präpariert und man kann ihn eigentlich grad in die Pfanne werfen und essen. Die Etikette allerdings lässt mich leicht stutzen. Ein Baccala aus Norwegen? Den müssen wir aber mit Verstand essen, Loredana, der kommt vom hohen Norden, der Fisch.

Tatsächlich hat der Fisch eine grosse Reise gemacht, hoffentlich tiefgefroren, während wir nur eine Stunde vom Meer entfernt, eigentlich frischen Fisch kaufen könnten.  Also mir geht der Hut hoch, was ist das für Zeug, das wir essen? Wir schauen es natürlich ganz präzise an und riechen vor allem, es ist noch frischer Fisch, auch wenn er schon reichlich tot ist.

Ich kenne den Fisch von Sardinien, dort ist er eher mittelmässig, bis uninteressant, es sei denn er wird dir um die Ohren geschleudert, weil du irgendetwas angestellt hast. Aber heutzutage wird der Baccala nicht mehr Stockfisch genannt, sondern eben Baccala und kommt nicht mehr von Sardinien sondern vom Atlantik. Naja, ich lasse mich gerne belehren, aber lange mache ich das nicht mit.

Zudem ist unser Baccala tief gefroren und wahrscheinlich schon "bearbeitet" worden. Also stürzen wir uns frohgemut ins Vergnügen, ihn zu brutzeln und zu verkosten. Loredana macht zwar noch ein verzweifeltes Gesicht, wie sie die Teile in den Panierteig gibt, aber das macht sie ja immer. Unser Teig besteht aus: 150 g Mehl, 1 Prise Salz, 120 ml Bier und 2 Eiern. Den lassen wir etwas stehen und baden dann unseren Fisch darin, bevor wir ihn frittieren.

Endlich ist unsere Küche wieder frei von wildem Volk und Knödeln. Ha, ha, ja dafür haben wir nichts mehr zum Kochen da. Nur noch Tomaten und ein ominöses Paket Reis. "Wo kommt dieser Reis eigentlich her?" frage ich Lori, aber sie hat nur den Verdacht, dass er von irgend einem Besucher hier vergessen wurde, und dass nichts dabei wäre, wenn wir ihn essen.

Die Tomaten sind keine eigenen, aber sie halten sich gut, schon eine Woche. Etwas dümmer sind die Zwiebeln, mehr breit als rund und Lori hat ihre Mühe beim Schneiden. Dann haben wir noch den Kampf mit der Küchentüre, was man hier nicht sieht, das aber viel Zeit kostet, weil wir sie offen lassen müssen. Dann spaziert natürlich immer ungewollt jemand herein und natürlich kommen ebenfalls die lästigen Fliegen.

Das Hackfleisch ist zwar vom Tiefkühler, aber es ist genügend. Auch wenn es bei Kochen immer weniger wird, müsste es reichen, es ist mindestens ein Kilo, und so viel passt beileibe nicht in fünf mickrig kleineTomätchen, ha ha. Aber wir kochen ja, um zu essen, und nicht um hier schöne Stories zu schreiben. Das heisst, wir haben bisher tatsächlich noch keine gefüllten Tomaten mit Hackfleisch gemacht. Lori ist deshalb inspiriert und schnippelt noch ein bisschen Stangensellerie.

Dann benötigen wir noch eine Pfanne mit Suppenwürfeln. Es sind ebenfalls die letzten, dafür ist noch genügend Wolfspfeffer da, ha ha. Wir kochen heute mit Gemütlichkeit, nur Stress mit der Türe. Ich habe mich schlussendlich sogar noch versehentlich eingeschlossen, während Lori mit den Tomaten schon beim Backofen war.

Ich habe überlegt, ob ich durch das Fenster klettern soll, oder doch lieber warten, bis jemand die Türe wieder aufmacht und mich befreit. Aber ich habe es dann geschafft, jetzt ist die Vorratskommode mit den Teigwaren kaputt, aber das Essen hat allen super geschmeckt.

Wir wünschen allen einen guten Start in den Juli 2023. Ottilio und Loredana